Berlin. Galeria Karstadt Kaufhof wechselt den Chef. Der angeschlagene Kaufhaus-Riese will nach dem zweiten Insolvenzverfahren ganz neu starten.

Der schwer angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof bekommt einen neuen Chef. Der frühere Kaufhof-Chef Olivier van den Bossche soll in wenigen Wochen die Leitung des letzten großen deutschen Warenhauskonzerns übernehmen, wie Galeria am Donnerstag in Essen mitteilte.

Der bisherige Galeria-Chef Miguel Müllenbach wechselt nach drei Jahren an der Konzernspitze in die Geschäftsführung der Galeria-Muttergesellschaft Signa Retail. Außerdem wird er künftig im Galeria-Aufsichtsrat sitzen. Mit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens rechnet der Konzern Anfang Mai.

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„Olivier van den Bossche ist als Galeria-Vertriebschef und ehemaliger Kaufhof-CEO wie kein anderer für den Neustart nach erfolgreicher Beendigung des Schutzschirms prädestiniert“, sagte Galeria-Aufsichtsratschef Wolfram Keil. Für van den Bossche ist es bereits die zweite Chance, sich an der Spitze eines deutschen Warenhauskonzerns zu beweisen. Zwischen 2014 und 2017 hatte er zweieinhalb Jahre lang die Geschicke der damals noch eigenständigen Warenhauskette Kaufhof geleitet.

Später arbeitete er für den niederländischen Kosmetikanbieter Rituals und kehrte im Juni vergangenen Jahres in die Warenhausbranche zurück – als neuer Vertriebschef bei Galeria Karstadt Kaufhof.

Der künftige Chef von Galeria Karstadt Kaufhof: Olivier van den Bossche.
Der künftige Chef von Galeria Karstadt Kaufhof: Olivier van den Bossche. © Henning Kaiser/dpa

Galeria-Aufsichtsratschef Keil dankte Müllenbach für seinen unermüdlichen Einsatz und den Glauben an die Zukunftsfähigkeit des innerstädtischen Warenhauses. Müllenbach betonte, er sehe seine Aufgabe beim Warenhauskonzern als erledigt an: „Mit Abschluss des Verfahrens sehe ich Galeria Karstadt Kaufhof so aufgestellt, dass ich es guten Gewissens an meinen Kollegen Olivier Van den Bossche übergeben kann.“

Galeria: Zweites Insolvenzverfahren sollte Entlastung bringen

Der Konzern hatte Mitte März angekündigt 52 der derzeit noch 129 Filialen bundesweit zu schließen. Nach Angaben des Konzerns sind 4300 Beschäftigte betroffen. Galeria war im Herbst in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren gegangen, das auf Sanierung ausgerichtet ist. Eigentümer ist die österreichische Signa-Gruppe des Immobilienunternehmers René Benko.

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Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht. (lro/dpa)

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