Berlin. Finger weg von Plagiaten – Fälschungen können lebensgefährlich sein. Warum man beim Kauf von Autoersatzteilen besonders aufpassen muss.

Bei Handtaschen, Sonnenbrillen oder Schuhen sind Produktfälschungen vor allem ein Verstoß gegen Markenrechte. Doch bei Autoteilen können Plagiate schnell zur Lebensgefahr werden. Das Bedenkliche: Der weltweite Handel mit gefälschten gefährlichen Produkten legt weiter zu.

Fahnder haben 2021 insgesamt 1,86 Millionen Fälschungen von Mercedes-Benz-Autoteilen beschlagnahmt. Dies sind 6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, berichtet der Autokonzern. Bei den Fälschungen handele es sich unter anderem um Bremsscheiben, Räder sowie Karosserie- und Lenkungsteile.

„Die Fälscherindustrie hat die Strukturen des organisierten Verbrechens und erzielt oft höhere Gewinne als der Drogenhandel“, berichtet Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group für Integrität und Recht.

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Produktfälschungen seien nicht nur illegal, sondern auch sicherheitsrelevant. Der Konzern arbeite deshalb weltweit mit Behörden zusammen, „um diese Strukturen einzudämmen und Gefahren für die Sicherheit im Straßenverkehr zu bekämpfen.“

Gefälschte Mercedes-Autoteile: Kriminelle nutzen oft das Internet

Zu dem Anstieg der Fälschung während der Corona-Pandemie hat auch der Internethandel beigetragen. Zahlreiche Produktpiraten nutzten in den vergangenen zwei Jahren verstärkt Online- und Social-Media-Kanäle, um gefälschte Waren anzubieten. Fälschungen und Anbieter im Internet zu entdecken und aus dem Verkehr zu ziehen sei aber deutlich aufwändiger als im realen Handel, so Mercedes.

Äußerlich lassen sich Fälschungen oft kaum von den Originalen unterscheiden. Doch spätestens im Straßenverkehr zeigen sich schnell Qualitäts- und Sicherheitsunterschiede. Plagiate erfüllen oft nicht die gesetzlichen Sicherheitsstandards, so die Mercedes-Benz-Group: „Deshalb stellen Fälschungen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer dar.“

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Zudem würden die Teile nicht selten unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert. Umweltstandards und Arbeitsschutz würden missachtet.

Mercedes-Plagiate: Gefälschte Autoteile kommen in Paketen

Weltweit verursachen Plagiate einen Milliardenschaden. Etwa 60 Prozent der in Europa beschlagnahmten Plagiate – wie nachgemachte Autoteile, Medikamente oder Lebensmittel – wurden übers Internet angeboten, berichtet das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO). Die meisten Fälschungen würden per Paket verschickt. 75 Prozent der Produkte stammten aus China und Hongkong, 9 Prozent aus der Türkei.

Und Deutschland war zuletzt mit 47 Prozent das innerhalb der EU das wichtigste Zielland für diese Fälschungen, gefolgt von Belgien, Dänemark, Italien, Spanien und Österreich. In Deutschland wurden laut Zoll 2021 Plagiate im Wert von mehr als 315 Millionen Euro beschlagnahmt.