Berlin. Peek & Cloppenburg Düsseldorf ist offenbar insolvent. P&C ist Deutschlands größte Modehauskette mit Tausenden Angestellten europaweit.

Peek & Cloppenburg Düsseldorf hat beim Amtsgericht Düsseldorf einen Insolvenzantrag gestellt. Die Geschäftsführung habe den Antrag am Freitag gestellt, um den bereits angestoßenen Restrukturierungsprozess zu beschleunigen, teilte das Unternehmen mit. Betroffen sind insgesamt 6800 Beschäftigte, 6000 von ihnen in den Filialen. Sie sollen in den Monaten März, April und Mai Insolvenzgeld erhalten – ihre Löhne werden in der Zeit von der Agentur für Arbeit übernommen.

Alle 67 Verkaufshäuser in Deutschland sowie der Online-Shop blieben aber ohne Einschränkung geöffnet. P&C will ein Schutzschirmverfahren nutzen, um sich an die veränderten Marktbedingungen in Deutschland anzupassen und für die Zukunft neu aufzustellen. Eine Schließung von Häusern ist nach aktuellen Planungen nicht beabsichtigt, wie der Händler betonte.

Der Schutzschirm ist ein gerichtliches Restrukturierungsverfahren, mit dem das Unternehmen die zur Restrukturierung und Sanierung erforderlichen Maßnahmen gezielt in eigener Verantwortung erarbeiten und kurzfristig umsetzen kann – allerdings unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalters.

Peek & Cloppenburg Düsseldorf und Peek & Cloppenburg Hamburg sind zwei getrennte Unternehmen. Das Hamburger unternehmen ist mit allen Filialen von der Insolvenz nicht betroffen. Seitens der Bekleidungskette in Hamburg heißt es: "Unser Unternehmen Peek & Cloppenburg KG mit Hauptsitz in Hamburg befindet sich nicht in einem Schutzschirmverfahren. Das gleiche gilt für sämtliche Unternehmen aus der Unternehmensgruppe Peek & Cloppenburg KG, Hamburg. Keines der Unternehmen unserer Gruppe hat ein Schutzschirmverfahren beantragt."

Peek & Cloppenburg: Unternehmen schwer getroffen durch Corona-Krise

In den Jahren 2020 und 2021 habe die Covid-19-Pandemie zu einem massiven Umsatzeinbruch bei der Peek & Cloppenburg Düsseldorf geführt, berichtete das Unternehmen. „Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht“, sagte Steffen Schüller, seit Juni 2022 Finanzchef des Unternehmens.

Darüber hinaus sei das Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden aufgrund des seit Februar 2022 laufenden Ukrainekriegs weiter sehr zurückhaltend. Lieferengpässe, erhöhte Kosten, steigende Zinsen und die leichte Rezession hätten die wirtschaftliche Situation des Händlers zum Ende des vergangenen Jahres hin weiter eingetrübt.

Geschäftsführer Thomas Freude sagte der „Wirtschaftswoche“, im Laufe des Verfahrens „werden auch Arbeitsplätze wegfallen müssen“. Klar sei, „dass wir uns in der Zentrale all jene Hierarchieebenen und Bereiche genau anschauen werden, in denen die Kosten in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen sind“. Zurzeit seien dort rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. „Das ist eine Größe, die nicht zum Geschäftsvolumen passt“, sagte Freude dem Blatt weiter.

Modehändler beschäftigt Mitarbeiter in ganz Europa

Für die Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG wurde ebenfalls ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Weitere Gesellschaften der Gruppe im In- und Ausland sowie die Schwestergesellschaft Peek & Cloppenburg in Österreich sind nicht vom Schutzschirm betroffen. Sie führen ihre Geschäftstätigkeit ohne Einschränkung fort. Dies betrifft auch die Herrenausstatter Anson's in Deutschland, die zur Düsseldorfer Gruppe gehören. (lro/dpa)