Berlin. Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Post und Verdi sind am Freitag gescheitert. Nun könnte es zu weiteren Streiks kommen.

Bei der Post stehen die Zeichen auf Streik. Am Freitag hat Verdi die Tarifverhandlungen für die etwa 160.000 Beschäftigten der Deutschen Post für gescheitert erklärt. Nun geht die Gewerkschaft die nächste Eskalationsstufe an: eine Urabstimmung über einen Arbeitskampf.

Seit zwei Tagen lief in Düsseldorf die bereits dritte Tarifverhandlungsrunde. Die Positionen lagen weit auseinander. Die Gewerkschaft pocht auf einen großen Schluck aus der Pulle: 15 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Tarifstreit bei der Deutschen Post: Gegenseitige Schuldzuweisungen

Das Unternehmen konterte, die Gewerkschaft habe eine "historische Chance verspielt“. Das Angebot habe Lohnerhöhungen von bis zu 20,3 Prozent enthalten.

Zum einen sind die Kaufkraft im Zuge der Inflation gesunken. Zum anderen kann sich der Konzern höhere Personalkosten leisten. Für 2022 wird ein Rekordergebnis von etwa 8,4 Milliarden Euro erwartet. Schon im Vorjahr hatte das Unternehmen mit einem Rekordergebnis von 5,1 Milliarden abgeschlossen. Die Post wird zu den Krisengewinnern gezählt, weil während der Corona-Pandemie das Sendungsvolumen rasant gestiegen ist.

Deutsche Post: Warnstreiks schon in den vergangenen Tagen

Die Post weiß, was auf sie zukommt. In den vergangenen zweieinhalb Wochen kam es zu mehreren Warnstreiks. Sie seien ein "glasklares Signal an die Arbeitgeber", meint die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die Beschäftigten seien kampfbereit. Die Warnstreiks erstreckten sich auf ausgewählte Betriebe, Brief- und Paketzentren sowie die Zustellung. Begleitet wurden sie von Protestkundgebungen in insgesamt zehn Städten.

Der überwiegende Teil der ver.di-Mitglieder bei der Deutschen Post habe ein niedriges Einkommen und könne Reallohnverluste schlichtweg nicht verkraften, so Kocsis. "Dass die Arbeitgeber den Ausgleich von Reallohnverlusten verweigern, ist angesichts der Milliardengewinne des Konzerns eine Provokation. Darauf werden die Beschäftigten in den Betrieben nun eine klare Antwort geben und ihren Forderungen mit Streiks Nachdruck verleihen.“

Deutsche Post: "Sind an die Grenzen des Machbaren gegangen"

140.000 der 160.000 Tarifbeschäftigten der Deutschen Post AG sind in den Entgeltgruppen 1 bis 3 eingruppiert, was einem Monatsgrundentgelt zwischen 2.108 und 3.090 Euro brutto entspricht. Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 betrug bei der Post zwei Prozent.

Die Post bot nach eigenen Angaben rückwirkend ab Januar eine steuerfreie Inflationsprämie von 3000 Euro an, zudem ab 2024 in zwei Stufen eine Lohnsteigerung um 340 Euro pro Monat. "Dies entspricht einem Einkommenszuwachs von insgesamt 4420 Euro pro Jahr und ist ein deutlicher Einkommenssprung für alle Beschäftigten, insbesondere die unteren Lohngruppen“, erklärte die Deutsche Post.

Verdi kritisiert lange Laufzeit und geringe Erhöhung 2024

Das Einstiegsgehalt für einen Paketsortierer würde sich demnach um 20,3 Prozent erhöhen. Eine neu eingestellte Zustellerin bekäme rund 18 Prozent mehr im Monat. Die Post sei mit diesem Angebot "an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen“, erklärte das Unternehmen. Verdi kritisierte insbesondere die lange Laufzeit von 24 Monaten und die geringe Entgelterhöhung im Jahr 2024. Dies erhöhe das Risiko weiterer Reallohnverluste, erklärte Kocsis. (fmg)