Friedrichshafen. Eigentlich müsste sich die Belegschaft von Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen freuen. Der Hersteller der deutschen Panzer-Motoren hat volle Auftragsbücher. Doch dem britischen Mutterkonzern geht es schlecht.

Beim Motorenhersteller Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen herrscht Unruhe. Nach einem Wechsel an der Spitze des angeschlagenen britischen Mutterkonzerns zu Jahresbeginn fürchtet der Betriebsrat am Bodensee einen Investitions- und Einstellungsstopp. Das Unternehmen stellt auch die Motoren für alle wichtigen deutschen Panzer her. Ein Sprecher stritt die harten Sparmaßnahmen am Montag ab.

Der Mutterkonzern hatte sich vor Jahren ganz auf Antriebe für Großraumflugzeuge spezialisiert. Mit der Automarke hat der Konzern nichts mehr zu tun. Der Einbruch des Luftverkehrs und die Notlage vieler Airlines in der Corona-Krise hatten die Briten noch stärker getroffen als andere Unternehmen der Branche. Schon in den Jahren 2018 und 2019 hatte der Konzern tiefrote Zahlen geschrieben. Seit Anfang des Jahres wird der Triebwerkehersteller von Tufan Erginbilgic geführt.

Was bedeutet der Spar- und Effizienzkurs?

Der neue Rolls-Royce-Chef habe in einer Video-Ansprache an die Belegschaft vergangene Woche den Konzern eine „brennende Plattform“ genannt, die ohne Maßnahmen auf ein mögliches Ende zusteuere, sagte Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer der Deutschen Presse-Agentur. Mit diesen Worten habe Erginbilgic deutlich auf einen bevorstehenden Spar- und Effizienzkurs hingewiesen.

Dabei sei das vergangene Jahr für die Tochtergesellschaft rekordverdächtig gewesen, sagte Bittelmeyer. Er warnte, es dürfe keine Budgeteinsparungen geben. Die Arbeitnehmervertretung hatte für Montag zu einer Betriebsversammlung unter freiem Himmel aufgerufen, bei der laut Bittelmeyer mehr als 4000 Mitarbeiter dabei waren.

„Es gibt keinen Einstellungsstopp“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Man arbeite derzeit konsequent den höchsten Auftragseingang der Geschichte ab und sei finanziell solide aufgestellt. „Wir bleiben weiterhin ein verlässlicher Partner der Bundesregierung und wir werden liefern“, betonte der Sprecher.

Es geht um höheres Wachstum

„Dass wir profitabler werden müssen, ist eines der ersten Ergebnisse der derzeit laufenden Überprüfungen des Geschäfts“, so der Unternehmenssprecher weiter. Diese Überprüfungen seien völlig normale Vorgänge. „Wo es dem profitablen Wachstum dient, werden wir weiterhin Mitarbeiter einstellen.“

Der Mutterkonzern Rolls-Royce hatte das deutsche Unternehmen 2014 übernommen. Unter der Marke MTU produziert und verkauft Power Systems vor allem große Motoren für Schiffe und Landfahrzeuge. Auch Stromkraftwerke machen einen großen Teil der Produktpalette aus.

Das sogenannte Behördengeschäft, zu dem Motoren etwa für die Leopard- und Puma-Panzer fallen, machen rund zehn Prozent des Umsatzes aus. Im Jahr 2021 hat Power Systems rund 2,75 Milliarden Pfund (knapp 3,2 Milliarden Euro) umgesetzt. Aktuelle Zahlen soll es am 23. Februar geben.