Berlin. Wenn sich der Energiepreis verzehnfacht: Bei „Hart aber fair“ wurde die Energiekrise diskutiert. Verbraucher und Unternehmen klagen.

Die Energiekrise hat eine Zangenform angenommen: Die hohen Gaspreise werden mittlerweile von enorm gestiegenen Stromkosten flankiert. Bei „Hart aber fair“ wurden am Montagabend die Folgen dieser Entwicklung diskutiert.

„Hart aber fair“: Das waren die Gäste

  • Tarik Al-Wazir (Grüne), Wirtschaftsminister Hessen
  • Hermann-Josef Tenhagen, Wirtschaftsjournalist
  • Caterina Künne, Unternehmerin, Inhaberin einer Bäckerei-Kette
  • Gitta Connemann (CDU), Bundestagsabgeordnete
  • Prof. Dr. Stefan Kooths, Ökonom, Insitut für Weltwirtschaft

Energie: Größer Preisschock seit 40 Jahren

Zu Beginn machte Caterina Künne deutlich, dass die Energiekrise auch einen Bereich trifft, der bisher von der Politik nur wenig bedacht worden ist: kleine und mittelständische Betriebe. Die jährliche Energierechnung ihres Bäckereibetriebs werde sich ab Dezember von 120.000 auf 1,1 Millionen Euro verzehnfachen, erklärte Künne, die eine Bäckerei mit mehreren Filialen und etwa 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führt.

Würde sie das auf die Kunden umlegen, müsse ein Mischbrot dann acht Euro kosten, sagte Künne. „Das können wir nicht weitergeben.“ Zudem erinnerte sie daran, dass es vielen Bäckereien so gehe. „Es geht um 250.000 Arbeitsplätze.“

Der Fall zeigt, dass die Energiekrise das Potenzial für enorme wirtschaftliche Schäden hat. „Das ist der größte Energiepreisschock seit 40 Jahren“, sagte der Ökonom Stefan Kooths dazu. In der Folge werde die Inflation erst noch steigen. Betroffen seien nicht nur energieintensive Unternehmen. „Die Frage ist, worauf die Leute verzichten werden“, schloss Kooths seine düstere Prognose.

Kommt die Strompreisbremse zu spät?

Gebeutelte Verbraucher bedeuten also gebeutelte Betriebe – dagegen will die Ampel mit einem weiteren Entlastungspaket angehen. Doch für Hermann-Josef Tenhagen kommt die Hilfe zu langsam.

„Die Verbraucher sollen wieder warten“, kritisierte der Wirtschaftsjournalist die langsame Umsetzung der Strompreisbremse. Die Politik müsse direkt entlasten, forderte er und führte Österreich als Vorbild an: Dort ist ein Strom-Grundverbrauch bereits im Preis reduziert worden – das Geld organisiert die Politik hinterher.

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Parteienstreit um Laufzeit der Atomkraftwerke

Das brachte die Debatte schließlich auf das Thema Atomkraftwerke. Hier entspann sich ein Schlagabtausch zwischen der Christdemokratin und dem Grünen. Seine Partei zeige sich sehr wohl pragmatisch, stellte Tarek Al-Wazir, grüner Wirtschaftsminister in Hessen, klar. Obwohl es ein Gesetz für das Ende der Akw-Laufzeiten gebe, würden diese in der Reserve gehalten. Und überhaupt seien die drei noch laufenden Kraftwerke für die Krise überhaupt nicht relevant, weil sie nur fünf Prozent des Stroms erzeugen würden.

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Gitta Connemann widersprach: Strom sei derzeit teuer, weil es zu wenig gebe, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete. „Deshalb ist es ein Wahnsinn, drei Kernkraftwerke zum 31.12. abzustellen.“ Der Preis werde dadurch weiter steigen. „Die Ideologie hat die Vernunft beiseite geräumt.“

Das Fazit…

…hatte der Ökonom Kooths parat. Die Akw-Debatte sei für die angedachten paar Monate eine Symbolfrage, stellte er fest. Die entscheidende Frage sei vielmehr, wie Gas als Übergangstechnologie in eine Zukunft der Erneuerbaren ersetzt werden könne. Da könne Atomkraft theoretisch schon eine Rolle spielen, befand Kooths.

Das war ein wichtiger, aber auch etwas ernüchternder Punkt. Denn eine gute, naheliegende Lösung für dieses Problem ist nicht in Sicht. Um die Antwort auf diese Frage wird in den kommenden Jahren ein harter Kampf stattfinden. Kurzfristig aber ist keine nachhaltige Lösung in Sicht.

Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.