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"Maischberger": Empörung über Merz-Aussage zu Idar-Oberstein

Benedikt Meyer
| Lesedauer: 6 Minuten
Tötung wegen Maskenpflicht: Spahn verurteilt "Pandemieextremismus"

Tötung wegen Maskenpflicht: Spahn verurteilt "Pandemieextremismus"

Die Bundesregierung hat die Tötung eines Tankstellenkassierers in Idar-Oberstein wegen Streits um das Tragen einer Corona-Schutzmaske verurteilt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach in Berlin von "Pandemieextremismus", gegen den jede Bürgerin und jeder Bürger eintreten müsse: "Aus Worten werden irgendwann auch immer Taten."

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Berlin  Bei "Maischberger" äußert sich Friedrich Merz (CDU) zum Mord in Idar-Oberstein. Er habe Verständnis. Hubertus Heil (SPD) ist empört.

  • Die Bundestagswahl rückt immer näher, dementsprechend wird die Wortwahl heftiger
  • Das wurde auch bei "Maischberger" deutlich
  • Hier sorgten Friedrich Merz' Aussagen nach dem Mord an einem 20-Jährigen in Ider-Oberstein für Ärger

Endspurt im Bundestagswahlkampf. Bei "Maischberger" trafen am Mittwochabend zwei echte Wahlkämpfer in einem hitzigen Duell aufeinander: Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und CDU-Politiker Friedrich Merz diskutierten über Mindestlohn und Rente. Und: Der Mordfall Idar-Oberstein, wo ein mutmaßlicher Corona-Leugner einen 20-jährigen Tankwart erschoss, führte zu einem heftigen Streit zwischen Heil und Merz.

"Maischberger" - das waren die Gäste

  • Hubertus Heil (SPD), Bundesarbeitsminister
  • Friedrich Merz (CDU), Politiker
  • Prof. Hendrik Streeck, Virologe
  • Hannes Jaenicke, Schauspieler
  • Eva Schulz, Journalistin
  • Jan Fleischhauer, Autor und Kolumnist

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Idar-Oberstein: Heil wirft Merz Verständnis für Querdenker vor

Kurz vor der Bundestagswahl sorgte Merz für einen echten Aufreger als er – auf den Mord in Idar-Oberstein angesprochen – sagte: Er könne verstehen, "dass mittlerweile ganz normale Menschen, die nicht irgendwo Querdenker sind, das Gefühl haben, die Einschränkungen sind hier zu intensiv." Zuvor hatte er betont, dass ihm die Querdenker-Bewegung "zutiefst unsympathisch" sei. Hintergrund: In Idar-Oberstein hatte ein mutmaßlicher Corona-Leugner nach einem Streit über die Maskenpflicht einen 20-jährigen Kassierer erschossen.

Ein aufgebrachter Hubertus Heil, der aus den Worten von Merz Verständnis für die Querdenker-Szene heraushörte, entgegnete: "Da ist ein junger 20-jähriger Tankwart erschossen worden." Und weiter: "Man muss erstmal sagen, das ist ein furchtbarer Anschlag auf einen jungen Menschen, der nichts anderes getan hat, als jemanden auf die Notwendigkeit einer Regel hinzuweisen."

Heil: Querdenker mischen sich mit Reichsbürgern und Neonazis

Aus seiner Sicht würden sich die "Querdenker-Szene mit Reichsbürgern, mit Neonazis, die sich bewaffnen" mischen. Heil sagte: "Wenn so etwas passiert, Herr Merz, dann ist eine Frage des Anstands, erstmal zu sagen, dass da ein Mensch gestorben ist, der nichts falsch gemacht hat." Merz verteidigte sich energisch und sagte: "Ich sehe, was hier in diesem Land an Dissens entsteht in diesen Fragen. Und dass das in solchen Exzessen natürlich nicht ihren Ausdruck finden darf, ist doch völlig klar."

Einig waren sich die beiden Wahlkämpfer dann bei den Worten von Sandra Maischberger, die angesichts der hitzigen Diskussion abschließend vermutete: "Ich habe den Eindruck, dass die Große Koalition tatsächlich ihr Ende gefunden hat." Lesen Sie auch: Kritik für CDU-Wahlkampfspot: Coronaleugner verharmlost

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Wahlduell: Heil und Merz streiten über Mindestlohn, Steuern und Rente

Auch bei dem Thema Mindestlohn, Rente und Steuern gab es Differenzen: Beim Thema Mindestlohn – die SPD will 12 Euro durchsetzen – sagte Heil in Richtung Merz und CDU: "Es spricht nichts gegen einen höheren Mindestlohn – außer Armin Laschet." Für Merz eine "rein populistischer Vorschlag" und "ein politischer Überbietungswettbewerb".

Auch was die Rente betraf, gab es Diskussionsbedarf. Merz schoss gegen das Wahlprogramm der SPD und erklärte, "dass diese Rentenversicherung in Deutschland für die jüngere Generation nicht mehr ausreicht, um den Lebensstandard zu sichern". Die Wahlkampfaussagen der SPD seien deshalb "nicht seriös". Heil hielt dagegen, sprach sich für flexibleres Renteneintrittsalter aus und kritisierte ein mögliches Renteneintritt mit 70 Jahren.

Gäste diskutieren Wahlchancen der Spitzenkandidaten

Blieb die Frage: Wie schlagen sich die Spitzenkandidaten von Union, SPD und Grünen im Endspurt des Wahlkampfes? Am Sonntag lieferten sich Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet im dritten TV-Triell einen letzten Schlagabtausch, den laut einer Umfrage erneut Scholz für sich entscheiden konnte. Die kommentierende Gäste-Runde von Sandra Maischberger war sich fast einig. Lesen Sie auch: Triell auf Sat.1 und ProSieben: Hier läuft die Wiederholung

Nicht nur für Schauspieler Hannes Jaenicke war SPD-Kandidat Olaf Scholz der "Gewinner der Woche". Er sagte: "Er schlägt sich wacker, muss ich sagen." Auch "Funk"-Journalistin Eva Schulz konnte verstehen, dass Scholz genannt wurde. Sie machte eine weitere interessante Beobachtung zur Bundestagswahl und sagte: "Die demografische Diskrepanz bei den Wahlberechtigen ist enorm." Umso wichtiger sei es, dass die Generationen wieder ins Gespräch kommen würden.

Jaenicke stimmte zu, sprach sich zudem für die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre aus. Für Jan Fleischauer, Autor und Kolumnist, war dagegen die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock die "Gewinnerin der Woche". Er sagte zum TV-Triell: "Sie war angriffslustig. Sie hat allerdings auch deutlich gemacht, dass sie den Traum von Kanzleramt aufgegeben hat."

Corona: Streeck kritisiert Ende der Quarantäne-Entschädigung für Ungeimpfte

Dass in den letzten Zügen des Wahlkampfes auch die Corona-Politik der Bundesregierung nochmal ein großes Thema wird, war nicht erwartbar. Und doch: Die Corona-Pandemie war ein heißes Thema in der Talkshow von Sandra Maischberger. Mit dem Virologen Hendrick Streeck hatte sich die ARD-Talkerin eine gewichtige Stimme der Pandemie-Politik eingeladen. Streeck kritisierte das am Mittwoch von Gesundheitsministerkonferenz beschlossene Ende der Lohnfortzahlung im Quarantänefall ab November.

Streeck sagte: "Vom Public Health-Aspekt, also der Eindämmung der Pandemie oder der Infektionsfälle, ist das gar kein guter Schritt." Seine Begründung: Eine Bestrafung, etwa durch Lohnausfall, würde eher dazu führen, dass sich mehr Menschen infiziert zur Arbeit gehen würden. Er sprach sich dafür aus, in der Corona-Pandemie weiter auf Impf-Anreize und Belohnungen zu arbeiten.

"Maischberger" - So liefen die letzten Folgen: