Berlin. Alkoholfreie Getränke werden beliebter – doch was steckt hinter dem Trend? Diesen erstaunlichen Effekt kann alkoholfreier Wein haben.

Die Menschen in Deutschland trinken immer weniger Alkohol. Waren es im Jahr 1975 noch 16,7 Liter Reinalkohol pro Kopf (ab 15 Jahren), sank der Konsum bis 2019 auf nur noch rund 10,6 Liter. Das zeigen Zahlen des Global Information System on Alcohol and Health (GISAH). Umso beliebter werden dagegen alkoholfreie Getränke.

Besonders alkoholfreier Wein wird mehr und mehr als Alternative gewählt. Das besagt eine Studie, die das deutsche Weininstitut – eine Kommunikations- und Marketingorganisation der Weinwirtschaft – 2020 in Auftrag gegeben hat. In Berlin gibt es bereits einen Kiosk, der ausschließlich Getränke ohne Alkohol anbietet. Aber ist der alkoholfreie Drink auch gesund? Ja und nein.

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Wein: Wirklich gut für das Herz?

Dass Alkohol schädlich sein kann, ist kein Geheimnis mehr. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden mehr als 200 Krankheiten und Gesundheitsprobleme mit Alkohol in Verbindung gebracht: Das Risiko für Krebs, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt durch den Konsum. Desto mehr man trinkt, desto gefährlicher wird es.

Bei Wein ist es etwas komplizierter: Lange hielt sich die These, dass ein Glas am Tag dem Herzen guttun würde. Neuere Studien zeigen aber: Schon kleine Mengen könnten dem Körper schaden und bestimmte Krebsarten begünstigen. Eine Studie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf besagt zudem, dass bereits bei einem Glas Wein am Tag das Herz aus dem Takt kommen könne. Jedoch sind in Wein – insbesondere in Rotwein – auch sogenannte Polyphenole enthalten. Es handelt sich dabei um eine Pflanzenverbindung, die Herz und Haut stärken können soll.

Alkoholfreier Wein ist nicht gleich Traubensaft

Um von den Wirkstoffen zu profitieren und trotzdem auf Alkohol zu verzichten, denken viele vielleicht, dass man auch gleich zum Traubensaft greifen könnte. So einfach ist es aber nicht: Alkoholfreier Wein ist kein klassischer Fruchtsaft. Wie herkömmlicher Wein wird er vergoren, damit sich das typische Aroma bildet. Erst dann wird dem Getränk der Alkohol entzogen. Die Menge der gesunden Pflanzenstoffe ist im Wein höher als in reinem Traubensaft.

Alkoholfreier Wein – so gesund ist er

Eine Studie aus Großbritannien zeigt: Die Pflanzenstoffe aus den Trauben könnten der Gesundheit helfen. Die Studie wurde 2020 von Forscherinnen und Forschern der Anglia Ruskin University durchgeführt. Es wurden 450.000 Menschen zwischen 40 und 69 Jahren in Bezug auf ihren Alkoholkonsum untersucht.

Interessant: Die Experten entdeckten ein um 40 Prozent reduziertes Risiko für Herzkrankheiten bei den Menschen, die einige wenige Gläser Wein pro Woche tranken – verglichen zu Nicht-Trinkern und Menschen, die sehr große Mengen an Alkohol zu sich nahmen. Anderer Alkohol, wie Bier und Cider, könnte dagegen bereits in kleinen Mengen schaden. Der Leiter der Studie erklärte gleichwohl gegenüber der britischen Zeitung "The Times", dass bei allen alkoholhaltigen Getränken ernsthafte Gesundheitsrisiken mit einhergingen und darum der alkoholfreie Wein die bessere Wahl sei. Man profitiere demnach von den Pflanzenstoff Polyphenol, ohne seinem Körper mit Alkohol zu schaden.

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Alkoholfreier Wein: In Maßen trinken

Allerdings bleibt alkoholfreier Wein ein Genussmittel: Das Getränk ist mit circa 15-30 Kilokalorien pro 100 Milliliter zwar viel kalorienärmer als sein prozenthaltiger Verwandter – Zucker ist aber trotzdem enthalten. Auch Diabetikerinnen und Diabetiker sollten laut "Apotheken Umschau" aufpassen: Die Gefahr einer Unterzuckerung ist bei den alkoholfreien Weinen geringer, trotzdem könnten die Kohlenhydrate durch die flüssige Form schnell ins Blut gehen.

(emi)