Berlin. Der Konzern Mastercard stellt die “Maestro“-Funktion ab 1. Juli 2023 ein. Banken müssen nun eine Lösung für ihre EC-Karten finden.

Das Jahr 2023 beginnt für die Verbraucher in Deutschland mit einer Vielzahl an Veränderungen. Schon zum 1. Januar soll das neue Bürgergeld Hartz IV als Arbeitslosengeld II ersetzen. Und auch der Preisdeckel und die Einmalzahlung für Gaskunden sind zwei wichtige Maßnahmen, die eine Expertenkommission für 2022 und 2023 vorgeschlagen hat.

Doch neben rein politischen Reformen steht ab Juli 2023 auch eine Neuerung im Finanzsektor an, die Tausende Bankkunden betreffen könnte: der Wegfall der "Maestro"-Funktion bei EC-Karten.

"Maestro" für EC-Karten eingestellt: Was das für Verbraucher bedeutet

Was erst einmal nicht schlimm klingt, könnte weitreichende Folgen haben. Der simple Grund ist, dass die Maestro-Funktion eben jener Dienst ist, der die EC-Karte im Ausland nutzbar macht. Ist eine EC-Karte mit dieser Funktion ausgestattet, kann man sie auch international zum Bezahlen und Geld abheben einsetzen. Und zwar überall dort, wo auch die Mastercard akzeptiert wird.

Kurzum: Die Maestro-Funktion macht die deutsche EC-Karte auch international nutzbar. Doch ab dem 1. Juli 2023 werden keine EC-Karten mit Maestro-Funktion mehr ausgestellt werden. Der Zahlungsdienstleister Mastercard stellt die Funktion ein. Die Funktion sei nicht ausreichend für den Online-Handel ausgelegt, und daher nicht mehr zeitgemäß, so das Unternehmen.

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Viele Banken und Kunden stehen damit vor einem Problem. Denn finden die Banken keinen Ersatz für die Maestro-Funktion, werden neue EC-Karten ab Juli 2023 im Ausland de facto nicht mehr nutzbar sein. Die gute Nachricht ist, dass vorhandene Karten mit dem Maestro-Logo im deutschen Inland bis zum Ende ihrer regulären Laufzeit nutzbar bleiben – auch nach dem 1. Juli 2023. Die Übergangsregelung greift jedoch maximal bis Ende 2027, dann brauchen die Verbraucher neue Karten.

Banken müssen für EC-Karten neue Lösung finden

Wer dann mit einer EC-Karte ohne Maestro-Funktion im Ausland unterwegs ist, könnte Probleme bekommen. Für das europäische Inland können Verbraucher auch ihre Karte mit V Pay nutzen – außerhalb Europas funktioniert diese aber nicht. Im Zweifelsfall sollten sich betroffene Bankkunden in Deutschland über Alternativen zur EC- oder Debitkarte erkundigen – etwa eine reguläre Kreditkarte.

Viele Banken arbeiten aber schon an Lösungen – die Sparkasse etwa stellt nach dem Maestro-Aus eine neue Girokarte vor. Um das Problem mit Maestro zu umgehen, nutzen die Sparkassen ab 2023 Visa-Debit – also das Pendant zu Maestro, das in Kooperation mit der Visa Inc. erfolgt.

Für die Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken betont Pressesprecher Steffen Steudel, dass die Girokarte auch in Zukunft "der universelle Schlüssel zum genossenschaftlichen Girokonto" bleiben werde. Die Karte sei die mit Abstand weit verbreitetste Debitkarte im gesamten deutschen Markt und werde von nahezu allen Zahlterminals akzeptiert.

Genau wie die Sparkassen werden deshalb auch die Volksbanken nach dem Maestro-Aus auf eine andere Co-Badge-Alternative für ihre EC-Karten ausweichen. Infrage kommen Debit Mastercard, Visa Debit oder V Pay.

Ab 2023 setzen die Sparkassen auf Visa-Debit, um die Girokarte auch künftig als Zahlungsmittel im Ausland nutzbar zu machen.
Ab 2023 setzen die Sparkassen auf Visa-Debit, um die Girokarte auch künftig als Zahlungsmittel im Ausland nutzbar zu machen. © S-Payment GmbH/Adobe Stock/Pixel-Shot

V Pay statt Maestro: Visa hat gegenüber Mastercard großen Nachteil

Alle Banken stehen ab 2023 vor der Herausforderung, Lösungen für ihre Kunden zu finden, damit die EC- oder Girokarte auch in Zukunft international nutzbar bleibt. Eine Methode wäre die V Pay-Methode. Gegenüber Maestro hat V Pay jedoch einen Nachteil.

EC-Karten mit Maestro funktionieren im Gegensatz zu V Pay auch außerhalb von Europa und haben Akzeptanzstellen weltweit, egal ob in einem Land mit Euro oder einer anderen Währung gezahlt wird. Bis auf die Sparkasse haben sich bisher nur wenige Banken auf eine Maestro-Alternative ab Juli 2023 festgelegt.

EC-Karte, Debitkarte, Kreditkarte: Das ist der Unterschied

Unklar ist auch, wie lange Visa seinen Service V Pay noch aufrechterhalten wird. "Galileo" vermutet, dass Visa bald nachzieht und V Pay abschaffen könnte. Einige wenige Banken, primär Online-Banken, sind deshalb schon dazu übergegangen, ihren Kunden internationale Debitkarten auszugeben, die keine Girokarten mehr sind.

Der Unterschied zur EC-Karte mit Co-Badge ist, dass die internationalen Debitkarten von Visa oder Mastercard nicht mehr an das Girocard-Bezahlsystem angeschlossen sind. In Deutschland werden die internationalen Debitkarten daher auch noch nicht von allen Einzelhändlern akzeptiert.

NameDebitkarteKreditkarte
FunktionDer Betrag wird sofort vom Konto abgebucht.Die Zahlungen werden zeitversetzt und gesammelt vom Konto abgebucht.
AussehenAufdruck "Debit" auf der Vor- oder Rückseite.Aufdruck "Credit" auf der Vor- oder Rückseite.
KostenIst manchmal als "Standard" zum Girokonto kostenfrei.Eine Nutzungsgebühr wird bei einigen Banken in Rechnung gestellt.
VorteilBessere Kostenkontrolle und keine Bonitätsprüfung.Funktioniert weltweit im In- und Ausland (auch bei Kautionen)
NachteilInternationale Karten werden nicht überall akzeptiert.Weniger Kostenkontrolle – manchmal Extra-Gebühr für die Nutzung.

EC- und Debitkarten – auf ein Symbol sollten Verbraucher achten

Wer wissen möchte, ob seine Bankkarte eine Giro- oder Debitkarte ist, kann das ganz leicht über ein Symbol ermitteln. Alle Girokarten haben das weiß-blaue "girocard"-Logo aufgedruckt. Vom ebenfalls aufgedruckten Visa- oder Mastercard-Logo sollten sich Verbraucher dabei nicht verwirren lassen.

Sie zeigen nur an, dass die Bank mit Mastercard-Debit, Visa-Debit oder V-Pay arbeitet und die Girokarte auch im Ausland als digitales Zahlungsmittel nutzbar ist. Zu einer Kreditkarte macht der Aufdruck die EC-Karte jedoch nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.