Berlin. Stoffbeutel gelten als grüne Alternative zur Plastiktüte. Doch wie oft muss man sie benutzen, damit sie wirklich nachhaltig sind?

Seit Anfang 2022 dürfen in Deutschland keine Plastiktüten mehr in Geschäften verkauft werden. Damit wird an das Einweg-Plastikverbot der EU von Juli 2021 angeknüpft, das unter anderem das Aus für Trinkhalme, Geschirr und To-Go-Becher aus Plastik vorsieht. Seit Januar 2022 müssen die Kundinnen und Kunden daher beim Wocheneinkauf im Supermarkt auf umweltfreundlichere Alternativen umsteigen.

Besonders beliebt sind Stoffbeutel oder Mehrweg-Plastiktüten. Inzwischen besitzen viele Menschen aber so viele Mehrwegbeutel, dass sie sie gar nicht alle nutzen können. Wie nachhaltig ist ein Produkt, das nur im Schrank liegt?

Mehrwegtaschen: Darum sind dickere Plastiktüten und Stoffbeutel nicht immer besser

Einweg-Plastiktüten haben einen schlechten Ruf – doch sind Mehrweg-Plastiktüten besser? Schließlich bestehen auch sie aus Kunststoff, der irgendwann entsorgt werden muss. CNN berichtet etwa, dass das Verbot von Einweg-Plastik- und Papiertüten in New Jersey dazu geführt habe, dass Lebensmittellieferdienste auf länger haltende Plastiktüten umgestiegen seien. Nun würden sich die Kunden über Unmengen an Mehrweg-Plastiktüten beklagen, für die sie keine Verwendung haben.

Sie liegen also größtenteils im Schrank, wo sie ungenutzt nicht zur Nachhaltigkeit beitragen. Doch Ziel der Mehrwegtaschen ist es eigentlich, dass sie mehr als einmal benutzt werden. Nur die mehrfache Nutzung macht die Tüten nachhaltiger als ihr Einweg-Vorgänger.

Ähnlich ist es bei Stoffbeuteln: Sie landen zwar nicht im Plastikmüll, doch die Produktion ist aufwändig. Sie bestehen meist aus Baumwolle, welche beim Anbau nicht nur viel Wasser benötigt, sondern häufig auch mit Pestiziden und Düngemitteln behandelt wird. Wenn jemand 15 von diesen Beuteln besitzt, aber nur zwei oder drei aktiv nutzt, sind die restlichen Stoffbeutel im Schrank nicht umweltfreundlicher als eine Plastiktüte.

Vier Tipps um im Alltag Plastik zu vermeiden

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    Damit eine Mehrwegtasche als nachhaltig eingestuft wird, reicht es nicht, dass bei der Produktion auf Plastik verzichtet wird. Neben dem Material sind auch das Gewicht, der Herstellungsprozess sowie die Art der Entsorgung wichtig, berichtet CNN weiter.

    Die Mehrweg-Alternativen heben sich vor allem durch ihre lange Verwendbarkeit von Einweg-Plastiktüten ab. Doch dafür müssen sie auch verwendet werden. Im Schrank hinterlassen sie laut CNN ungenutzt und aufgrund der teils aufwändigen Herstellungsprozesse einen größeren ökologischen Fußabdruck als die Einweg-Variante.

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    Ab wann ein Stoffbeutel oder eine Mehrweg-Plastiktüte wirklich nachhaltig ist, lässt sich berechnen. Laut einem Bericht für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) aus dem Jahr 2020 müsse eine dicke und strapazierfähige Tüte aus Plastik, die sich oft gewebt anfühlt, 10- bis 20-mal verwendet werden, erklärt CNN. Eine dünnere, wiederverwendbare Plastiktüte müsse 5 bis 10-mal zum Einsatz kommen. Nur dann sei ein ökologischer Vorteil gegenüber Einmaltüten gegeben.

    Eine Baumwolltasche muss laut dem UNEP-Bericht 50- bis 150-mal verwendet werden, um nachhaltiger zu sein als eine Einweg-Plastiktüte. Aus einem Bericht der dänischen Umweltschutzbehörde aus dem Jahr 2018 geht zudem hervor, dass ein Stoffbeutel aus Baumwolle sogar mindestens 7.100-mal verwendet werden muss, um seine Auswirkungen auf die Umwelt zu kompensieren. Zwar sind das höchst unterschiedliche Zahlen, doch das Ergebnis ist klar: Eine Mehrwegtasche muss oft verwendet werden, um wirklich nachhaltiger zu sein als eine Einweg-Plastiktüte. Lesen Sie auch: Regional, Bio, Plastik – Drei Nachhaltigkeits-Mythen im Check

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