Berlin. Eine neue Studie zur Omikron-Variante legt nah, dass sie tatsächlich mildere Krankheitsverläufe hervorrufe. Experten sind skeptisch.

  • Die Omikron-Variante wird zur sehr hohen Fallzahlen führen
  • Allerdings gibt es immer mehr Daten, die Hoffnung auf einen milden Krankheitsverlauf machen
  • Virologe Chrisitan Drosten hält das für „sehr wahrscheinlich“

Die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 könnte tatsächlich weniger schwere Krankheitsfälle hervorrufen als die Delta-Variante. Diesen Schluss zieht ein Forscherteam aus Großbritannien aus Laborversuchen mit Pseudoviren in Zellkulturen, berichtet das Science Media Center Deutschland (SMC). Die Ergebnisse der Studie sind bisher noch nicht für die Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Fachjournal begutachtet worden.

Für ihre Experimente schufen die Wissenschaftler laut den Angaben Omikron-Pseudoviren. Das sind ungefährliche Laborviren, die auf ihrer Oberfläche das Omikron-Spike-Protein tragen. Mit diesem Protein kann das Coronavirus in die menschlichen Zellen eindringen. Mit diesem Pseudovirus konnten die Forschenden im Vergleich zu Pseudoviren, die das Delta-Spike- oder das Wildtyp-Spike-Protein tragen, die Fähigkeit testen, verschiedene Zellen zu infizieren und Zell-Zell-Fusionen anzuregen. Lesen Sie auch: Moderna-Booster hat offenbar starke Wirkung gegen Omikron

Bei einer Zellfusion verschmilzt die virusinfizierte Zelle mit benachbarten, nichtinfizierten Zellen, sodass es zur Bildung großer Gebilde kommt. Dies wird mit schweren Krankheitsverläufen in Verbindung gebracht.

Omikron-Studie: Experten sind zurückhaltend

Im Vergleich zu dem Delta-Pseudovirus konnte das Omikron-Pseudovirus laut der Studie Lungenzellen schlechter infizieren und deutlich weniger Zell-Zell-Fusionen anregen. Die Forschenden interpretieren das so, dass Omikron aufgrund vieler Mutationen im Spike-Protein zwar einer Immunantwort teilweise entkommen, die Virusvariante aber Zellen schlechter infizieren könnte. Auch interessant: Corona-Alarm: So reagieren andere Länder auf Omikron

Unbeteiligte Experten schätzen die Studie samt der Rückschlüsse sehr zurückhaltend ein. „Generell sind das wichtige Daten, die ich aber nur mit sehr viel Vorsicht auf die Situation im Mensch extrapolieren würde“, sagt Prof. Isabella Eckerle von der Abteilung für Infektionskrankheiten der Universität Genf. Die Infektion im Menschen sei komplexer als in einem Organoid. Aus ihrer Sicht seien die Daten zur Krankheitsschwere von Omikron zu dünn, um daraus allgemeingültige Aussagen zu treffen.

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Omikron: Was kann man aus Südafrika und Großbritannien lernen?

Diese Pseudotype-Virus-Experimente könnten keine Aussagen über das gesamte Virus treffen, sagt Dr. Björn Meyer, Leiter der Arbeitsgruppen Virusevolution an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Das Virus habe viele Mutationen auch außerhalb des Spike-Proteins, die eine wichtige Rollen spielen könnten.

Erste Studien-Ergebnisse in Südafrika zeigen, dass das Risiko für einen schweren Verlauf bei Omikron dort im Vergleich zu Delta um 50 bis 80 Prozent niedriger liegt. „Sehr frühe Erkenntnisse aus dem realen Leben in Großbritannien jedoch zeigen momentan keine Unterschiede“, so Meyer. Somit bleibe abzuwarten, ob die Situation in Südafrika mit der dortigen Bevölkerungsstruktur oder den dortigen heftigen Infektionswellen der Vergangenheit zusammenhängen könnte.

Omikron-Variante: Immer mehr Hinweise auf milderen Krankheitsverlauf

Die Pseudovirus-Studie ist nun längst nicht mehr die einzige, die Hinweise darauf liefert, dass Omikron-Infektionen zu milden Verläufen führen können. Führende Experten wie der Charité-Chefvirologe Christian Drosten halten es inzwischen für „sehr wahrscheinlich“, dass die Variante einen milderen Verlauf von Covid-19 auslösen kann. Drosten sagte dem „Deutschlandfunk“ am Freitag: „Da kommt immer mehr Evidenz zusammen.“ Er verwies dabei auf tierexperimentelle Studien, die zeigten, dass „die Lunge nicht so stark befallen (ist) bei den Tieren wie die oberen Atemwege“.

Forschende aus den USA und Japan haben zuletzt der Fachzeitschrift „Nature“ eine Studie zur Prüfung übergeben, bei der in Tierversuchen festgestellt werden konnte, dass die Virusvariante weniger schwere Symptome auslöst. Die Forscherinnen und Forscher infizierten dazu Mäuse und Hamster mit Omikron und konnten beobachten, dass sowohl die Viruslast in den Lungen der Tiere als auch Schäden an den Lungen geringer waren.

Auch verloren die Tiere weniger Gewicht. Überrascht hat die Forschenden, dass vor allem Goldhamster mildere Verläufe erlebten. Die Tiere litten bei allen anderen Corona-Varianten fast immer an schweren Erkrankungen. Ihre Ergebnisse lassen die Forschenden vermuten, dass Omikron die Lunge weniger häufig angreift und deswegen weniger stark krank macht.

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