Berlin. Corona-Schnelltests scheitern an der Omikron-Variante des Coronavirus: Häufig erkennen sie eine Infektion nicht. Woran das liegen kann.

  • Die Omikron-Variante breitet sich in Deutschland aus
  • Antigen-Schnelltests sollen helfen, das Infektionsgeschehen einzudämmen
  • Doch die Tests schlagen oft nur in einem bestimmten Zeitfenster an – sollen dann aber zuverlässig sein

Omikron ist in Deutschland auf dem Vormarsch: Mittlerweile dominiert die extrem ansteckende Mutante des Coronavirus in einigen Bundesländern bereits. Sie dürfte bald die bisher vorherrschende Delta-Variante verdrängen.

Nur einige Tage, nachdem im November die neue Corona-Variante Omikron aufgetaucht war, begann ein Rätselraten darüber, ob die Schnelltests sie erkennen können. Erst meldeten die Test-Hersteller: Unsere Produkte erkennen Omikron. Vor Weihnachten zeigte jedoch eine Studie des Paul-Ehrlich-Insituts, dass einige Tests bei Omikron nicht so zuverlässig sind.

Dies liegt oftmals am Zeitfenster, innerhalb dessen die Viruslast hoch genug ist, um vom Testkit wahrgenommen zu werden. Antigen-Schnelltests sind nicht so empfindlich für die Coronaviren wie PCR-Tests.

Omikron-Variante: Wann schlagen die Corona-Schnelltests an?

Eine hohe Viruslast tritt nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in der präsymptomatischen Phase auf, also ein bis drei Tage vor Symptombeginn, sowie in der frühen symptomatischen Phase der Erkrankung in den ersten fünf bis sieben Tagen. "Bei Personen, bei denen der Symptombeginn länger als sieben Tage zurückliegt, sind eine geringere Viruslast und damit verbunden falsch negative Ergebnisse in Antigentests wahrscheinlicher", schreibt das PEI in einem Dokument über die Mindeststandards für Antigenschnelltests.

Nachgewiesen wird grundsätzlich das Sars-CoV-2-Nukleokapsidprotein (das sogenannte N-Protein). Dieses ist nach Angaben des PEI stärker konserviert als das ebenfalls enthaltene Spike-Protein (S-Protein). "Von den Mutationen der bisher bekannten Varianten ist das N-Protein nach bisherigen Erkenntnissen deutlich weniger betroffen als das S-Protein", teilte das PEI auf Anfrage mit.

Omikron-Variante: Antigen-Schnelltests wirken auch bei der neuen Mutation

Laut Erkenntnissen der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA erkennen Antigen-Tests eine Corona-Infektion mit der Omikron-Variante vermutlich nicht so gut wie frühere Varianten. "Erste Daten deuten darauf hin, dass Antigen-Tests die Omikron-Variante zwar erkennen, aber möglicherweise eine geringere Empfindlichkeit aufweisen", teilte die FDA Ende Dezember mit.

Dies weicht von dem ab, was die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek Ende November herausgefunden hatte. Demnach wirkten die handelsüblichen Corona-Schnelltests aus dem Supermarkt oder der Drogerie auch bei Omikron. Sie hatte mit ihrem Team drei verschiedene Testkits auf ihre Empfindlichkeit hin untersucht, darunter Produkte von Siemens und Roche. Rachenabstriche lieferten hier laut einem von Ciesek getwitterten Foto die deutlicheren Ergebnisse als Proben, die in der Nase entnommen wurden.

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Drosten: "Vor Symptombeginn sind Schnelltests nicht empfindlich genug"

Das PEI bestätigte gegenüber dieser Redaktion, dass die Schnelltests auch bei Virusvarianten bislang zuverlässig anschlügen. "Die Delta-Variante ist seit vielen Monaten in Deutschland vorherrschend und die Zuverlässigkeit der Antigen-Nachweistests hat sich gegenüber dem parenteralen [dem Wildtyp, Anm. d. Red.] Virus nicht verändert", teilte das Institut mit. Zwei der insgesamt vier Mutationen im Omikron-N-Protein seien auch in bisher bekannten Varianten aufgetreten und hätten die Zuverlässigkeit der Antigen-Nachweistests nicht beeinträchtigt. Alle überprüften Tests wiesen demnach das N-Protein nach, manche zusätzlich das S-Protein. Für eine endgültige Aussage sei es aber noch zu früh.

Cieseks Berliner Kollege Christian Drosten warnt allerdings davor, sich zu sehr auf die Schnelltests zu verlassen. "Vor Symptombeginn sind Schnelltests einfach nicht empfindlich genug", schrieb der Corona-Experte auf Twitter. Deshalb zweifle er an 3G-Regelungen. Bei Geimpften sei die Test-Empfindlichkeit nach ersten Erkenntnissen noch schlechter. Deshalb müsse weiter verstärkt geimpft werden.

Lauterbach: Liste für geeignete Schnelltests bei Omikron-Variante

Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Qualität und Aussagekraft von Schnelltests kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Sonntag (9. Januar) eine sogenannte Positivliste für Schnelltests an. Im Gespräch mit dem ARD-Hauptstadtstudio sagte er, er habe das PEI veranlasst, eine solche Aufstellung vorzubereiten "mit Tests, die für Omikron besonders geeignet sind bzw. Omikron früh erkennen. Dies wird allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen."

Damit solle eine bessere Orientierung bei der Testauswahl ermöglicht werden. Die Erkenntnisse zu Tests, die in den vergangenen Monaten ausgewertet wurden, könne man nicht direkt auf Omikron übertragen. Sinnvoll sei es, aktuell Schnelltests gegebenenfalls mehrfach durchzuführen, sagte der SPD-Politiker weiter.

Vorläufige Ergebnisse einer Studie aus Südafrika legen zudem nahe, dass die Omikron-Variante besser über den Speichel als über die Nasenschleimhaut erkannt werden könnte – demnach wäre es sinnvoll einen Rachenabstrich zu machen.

Omikron-Variante: Wie sieht es mit den PCR-Tests aus?

Laut Virologen können PCR-Tests aus dem Labor Corona-Infektionen mit Omikron verlässlich nachweisen. Der Direktor des Centre for Epidemic Response and Innovation an der südafrikanischen Universität Stellenbosch, Tulio de Oliveira, teilte entsprechende Erkenntnisse auf Twitter.

Allerdings kommen PCR-Tests in Deutschland in der Regel nur bei einem Hinweis auf eine Corona-Infektion zur Anwendung, also etwa nach einem positiven Schnelltest. Wer für die Einreise in ein anderes Land einen PCR-Nachweis erbringen muss, zahlt diesen in der Regel selbst. Bei PCR-Tests wird stichprobenartig eine Sequenzierung vorgenommen, die nachweist, um welche Variante des Virus es sich handelt. (fmg)