Rom. Italien plant eine verkürzte Heizperiode ab November. Damit sich die Bürger an die Sparmaßnahmen halten, legt das Land Strafen fest.

Italien macht sich auf einen Zitter-Winter gefasst. Die italienische Regierung will gegen Energieverschwender rigoros vorgehen. Um italienischen Industriebetrieben die Energieversorgung zu garantieren, plant das Kabinett Rom, die Heizperiode zu verkürzen. Im Verlauf des Tages werden die Italiener eine Stunde weniger heizen dürfen. Erst ab November können Heizungen eingeschaltet werden.

Italien: Tausende Euro Strafe wenn Gebäude zu warm

Die genaue Regelung ist noch nicht völlig ausgearbeitet und soll bis 15. Oktober der EU-Kommission vorgelegt werden. Ein paar Punkte daraus sind jedoch schon bekannt. Die Temperatur in öffentlichen Gebäuden, darunter auch Schulklassen, wird um einen bis zwei Grad gesenkt, geht aus dem Regierungsplan hervor. In allen anderen öffentlichen Einrichtungen wird im Herbst und Winter sparsamer geheizt.

Die Standardtemperatur wird künftig auf 17 bis 21 Grad festgelegt, derzeit liegt der Standard bei 18 bis 22 Grad. Nicht nur Stichprobenkontrollen sind geplant – wer sich nicht an die Maßnahmen hält, riskiert eine saftige Geldstrafe, die bis zu 3000 Euro betragen kann.

Die Italiener werden sich wärmer anziehen müssen. Das gilt auch für die Dolomiten-Region Südtirol. Der Präsident der Südtiroler Gemeinden, Andreas Schatzer, kündigte an, dass die Temperaturen in Südtirols Klassenräumen vermehrt kontrolliert werden.

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Italien: Stichprobenkontrollen in öffentlichen Gebäuden

Die Kommunen hätten generell ein großes Potenzial zur Energieeinsparung - in Gemeindehäusern, Vereinshäusern, Schulen, Kindergärten und Feuerwehrhallen.

Um Strom zu sparen, sollten auch die Geräte in den öffentlichen Gebäuden auf ihre Energieeffizienz hin überprüft werden. In Schulmensen und Kindergartenküchen beispielsweise gebe es viele ältere Kühlschränke.

In öffentlichen Gebäuden oder Wohnblocks können Stichprobenkontrollen durchgeführt werden. Die Regierung will jedoch mit einer eindringlichen Kommunikationskampagne auf die Verantwortung der Bürger setzen. Bei den explodierenden Energiepreisen lohne es sich für jede Familie, weniger Strom und Gas zu verbrauchen.

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Italien: Gemeinden sollen öffentliche Beleuchtung einschränken

Erwartet wird, dass die Gemeinden im Zuge von Maßnahmen zur Reduzierung des Energiekonsums die öffentliche Beleuchtung einschränken. Eine Rückkehr zur Ferndidaktik in den Schulen im Rahmen eines großangelegten Energiesparplans wurde von der Regierung ausgeschlossen.

Gegen die steigenden Energiepreise setzt die Stadtverwaltung Mailand eine Arbeitsgruppe mit dem Energiekonzern A2A und der Politechnischen Universität ein, um innerhalb einer Woche einen Sparplan zu erarbeiten, gab der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala bekannt.

"Wir werden unsere eigenen Regeln aufstellen, die, wie ich annehme, Hand in Hand mit denen gehen, die auf nationaler Ebene eingeführt werden", so Sala.

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Italien: Industrie im schlimmsten Fall besonders getroffen

Die italienischen Unternehmen sind wegen der Energiekrise besorgt. Etwa 20 Prozent der italienischen Industrie könnte gezwungen sein, den Betrieb einzustellen, sollte Russland Italien den Gashahn vollständig zudrehen.

Ein Mangel von vier Milliarden Kubikmetern Gas würde entstehen, wenn Russland die Gaslieferungen stoppen würde, warnte der Chef des Industrieverbands Confindustria, Carlo Bonomi.

"Im schlimmsten Fall müssten wir eine Rationierungsstrategie mit einer politischen Entscheidung in Betracht ziehen, die eine große Verantwortung erfordert, denn das Abschalten der Industrie bedeutet die Gefährdung Tausender von Unternehmen und Arbeitsplätzen", warnte Bonomi.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.