Hanoi. Donald Trump wollte sich in Hanoi als großer Friedensstifter inszenieren. Doch in den entscheidenden Fragen sind die Gräben noch tief.

Man kann den Gipfel von Hanoi nur als nacktes Fiasko bezeichnen. US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un ist nicht einmal eine Schlusserklärung gelungen. Darin werden unterschiedliche Positionen normalerweise blumig übertüncht.

Vor acht Monaten hatte man sich in Singapur zumindest auf das Ziel einer kompletten „Denuklearisierung“ Koreas geeinigt – ohne freilich konkrete Schritte zu vereinbaren. Dies ist vor allem eine Niederlage für den Show-Man Trump. Der wollte sich als der große Friedensstifter inszenieren, der auch die hartgesottensten Autokraten dieser Welt zähmt.

Deshalb tat er am ersten Tag alles, um seinen „Freund“ Kim mit Lob zu überschütten und von den „fantastischen“ wirtschaftlichen Aussichten Nordkoreas zu fabulieren. Dass nicht einmal ein symbolischer Fortschritt wie eine Friedenserklärung zur förmlichen Beendigung des Koreakrieges möglich war, zeigt: In den entscheidenden Fragen sind die Gräben zwischen Washington und Pjöngjang noch zu tief.

Trump und Kim- Darum ist der Gipfel gescheitert

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    Kim wird weiter pokern

    Der entscheidende Punkt ist der vollständige Abbau der nordkoreanischen Atomwaffen. Dieser lässt sich nur durch lückenlose internationale Inspektionen gewährleisten. Hierzu ist Kim (noch) nicht bereit. Für ihn ist das aufgebaute Nuklear- und Raketen-Potenzial eine Überlebensgarantie für sein Regime. Dafür will er Garantien, die über warme Worte hinausgehen.

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    Und er möchte die komplette Beseitigung der Sanktionen. Dass nicht einmal Verträge vereinbarte Zusagen absichern, kann er gerade beim Ausstieg der Amerikaner aus dem Atomabkommen mit dem Iran beobachten. Kim ist misstrauisch – er wird weiter pokern und hartnäckig verhandeln. Zumal der Atom-Streit mit Nordkorea höchst kompliziert ist. Insbesondere die aufstrebende Weltmacht China, aber auch Russland müssen eingebunden werden.

    Das geht nur mit einem diplomatischen Marathonlauf. Trump könnte aus dem Fiasko von Hanoi eine einfache Lektion ziehen: Weniger Brimborium, weniger Selbstbeweihräucherung, mehr Hausaufgaben machen. Ob er in seinem Publicity-Hunger dazu fähig ist, darf bezweifelt werden.