Berlin. Die SPD holt den Wahlsieg, die Union steht als Verlierer da. In mehreren Wahlkreisen verlieren prominente Unionspolitiker ihr Mandat.

CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet muss das schlechteste Ergebnis bei einer Bundestagswahl seiner Partei erklären. Er steht unter Druck. Doch die herben Stimmenverluste treffen auch andere prominente Politikerinnen und Politiker der Union. Und nicht nur dort: Auch bei den Grünen und der SPD gibt es überraschende Verlierer. Ein Überblick.

Philipp Amthor: Einst junges Talent – und nun abgekanzelt

Philipp Amthor: Er galt als einer der erfolgreichen jungen Politiker in der Unionsfraktion im Bundestag, kaum einer saß so oft in Talkshows, war präsent in den Medien. Und dabei ist er erst 28 Jahre alt. Als er 2017 erstmals in den Bundestag einzog, war er der jüngste in CDU und CSU im Parlament.

Doch nun muss Amthor eine Niederlage hinnehmen, verliert sein Direktmandat in Mecklenburg-Vorpommern gegen den Konkurrenten der SPD. Weil sich Amthor für die Firma Augustus Intellegence politisch eingesetzt hatte, obwohl er dort im Aufsichtsrat saß und Aktien hielt, geriet er massiv in die Kritik. Die Quittung kommt jetzt. Dennoch sitzt Amthor wohl im neuen Bundestag. Auf der Landesliste der CDU im Nordosten steht er auf Platz 1.

Ministerpräsidenten-Sohn scheitert bei der Bundestagswahl

Johannes Kretschmann: Sein Vater Winfried Kretschmann hat Erfolg, führt eine erneute Landesregierung in Baden-Württemberg an, gilt als einer der profiliertesten Grünen-Politiker in Deutschland. Der Sohn wollte nachziehen, kandidierte für den Bundestag.

Doch der 43 Jahre alte Johannes Kretschmann unterliegt im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen deutlich – gegen den CDU-Kandidaten Thomas Bareiß. Kretschmann wollte bei einem Einzug in den Bundestag sogar sein langes lockiges Haar abschneiden, hatte er angekündigt. Nun zeigt er sich enttäuscht. Immerhin: Die Frisur bleibt.

Bundestagswahl: Nicht alle feiern in der SPD

Svenja Schulze: Die Sozialdemokraten gewinnen die Wahl, Olaf Scholz ist auf einem Höhenflug, die SPD so stark wie lange nicht mehr. Doch nicht alle in der Partei feiern. Svenja Schulze, bis jetzt noch Umweltministerin in der Großen Koalition, verpasst ihr Direktmandat. Sie unterliegt im Wahlkreis Münster klar gegen die Grünen-Kandidatin vor Ort.

Ausgerechnet beim so wichtigen Thema Klima und Umwelt vertrauen die Wählerinnen und Wähler offenbar deutlich stärker den Grünen. Schulze hat trotzdem Glück: Sie trat auf Platz 2 der Landesliste an – und kommt so doch noch in den Bundestag.

Bundesminister verliert gegen Bundesminister

Peter Altmaier: Kaum ein anderes Mitglied der Großen Koalition stand zuletzt so stark in der Kritik wie er. Vor allem die Wirtschaftsbosse waren enttäuscht von seinem Corona-Krisenmanagement des CDU-Politikers. Die Rechnung kam nun: Altmaier verliert sein Direktmandat im Wahlkreis Saarlouis im Saarland. Ausgerechnet gegen seinen Minister-Konkurrenten Heiko Maas von der SPD.

Außenminister Maas stand wie Altmaier vor der Wahl stark unter Druck. Maas vor allem wegen des chaotischen Abzugs der Bundeswehr aus Afghanistan. Doch es reicht noch gegen Altmaier. Bei der Bundestagswahl 2017 war es noch andersherum.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) steht wegen seiner Corona-Politik in der Kritik.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) steht wegen seiner Corona-Politik in der Kritik. © dpa | Wolfgang Kumm

AfD ist bei Bundestagswahl Schlusslicht bei den ganz Jungen

Alternative für Deutschland: Die rechte Partei wusste gestern nicht so recht, ob sie jubeln sollte – oder trauern. Sie fährt bei der Wahl Verluste ein, verliert ihren Posten als stärkste Oppositionspartei im Bundestag. Doch im Osten bleibt sie stark, wird sogar stärkste Kraft in Sachsen und Thüringen.

Nur bei den ganz jungen Wählerinnen und Wählern, den Erstwählern, schmiert die AfD ab – und landet auf dem letzten Platz. Nur sieben Prozent geben laut einer Prognose am Wahltag der Partei ihre Stimme. Ähnlich schwach unter den Erstwählern ist auch die Linke. Die Ränder im politischen Spektrum verfangen offenbar bei den ganz Jungen nicht. Überraschend aber ist: Ganz vorne sind in der Zielgruppe nicht die Grünen – sondern die liberale FDP.

Verlierer bei der Bundestagswahl: Maaßen kassiert Schlappe

Hans-Georg Maaßen: Der frühere Verfassungsschutzchef ist der „Promi“ in der Ost-CDU – und der umstrittenste Kandidat der Union. Maaßen trat im Süden Thüringens an, um nach eigenen Angaben Wählerinnen und Wähler von der AfD zurück zur CDU zu holen – und bediente dabei selbst AfD-Sprech.

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Die Rechnung geht nicht auf: Maaßen unterliegt deutlich gegen den SPD-Spitzenmann in dem Wahlkreis, Frank Ullrich. Der frühere Biathlon-Bundestrainer und Olympiasieger stammt aus Südthüringen. Der Heim-Bonus hat offenbar gezogen. Am Ende muss sich Maaßen sogar gegen den AfD-Kandidaten im Wahlkreis geschlagen geben und landet nur auf Platz 3.