Berlin. Der Wehrbericht offenbart eine lange Liste an Mängeln bei der Bundeswehr. Das ist ein Zeugnis von Politikversagen, meint Jörg Quoos.

Es gibt einen festen Termin im Jahr, bei dem jeder im Land genau weiß, was kommt: Es ist nur nicht der Osterhase oder der Weihnachtsmann – es ist der Wehrbericht über den traurigem Zustand der Bundeswehr. Mit einer langen Liste an Mängeln und Versäumnissen bei der Truppe. Würde man 2022 versehentlich den Bericht von 1995 vorlesen – nicht einmal Experten würden es sofort merken.

Die Bundeswehr steckt seit Jahrzehnten in einer Personal-, Ausrüstungs- und Beschaffungskrise. Von Jahr zu Jahr ändern sich ein paar Details, aber die grundsätzlichen Probleme bleiben. Die Kasernen sind baufällig, es fehlt an Munition, Helikopter können nicht fliegen, und die Kampfschwimmer warten auf ihr Übungsschwimmbecken. Seit zwölf Jahren, um genau zu sein.

Wehrbericht: Ein Zeugnis von Politikversagen

Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin.
Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin. © Dirk Bruniecki

In Friedenszeiten ist das alles schon traurig genug. Im Jahr 2023, in dem der Krieg mitten in Europa tobt, sind diese Feststellungen der Wehrbeauftragten ein Zeugnis von Politikversagen, an dem nicht nur die Ampel Schuld hat. Aber es kontrastiert erschreckend mit der „Zeitenwende“ von Olaf Scholz, wo man im Bundestag fast die Hacken knallen hörte, als der Kanzler 100 Milliarden Euro aus dem Helm zauberte.

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Kein Cent davon ist bislang angekommen, hält die Wehrbeauftragte – wie Scholz und Pistorius ebenfalls SPD – nüchtern in ihrem Bericht fest. Das Problem ist nicht Geldmangel, sondern dass niemand in der Lage ist, es schnell und effizient auszugeben. Das ist ein Führungsthema, kein Thema der Soldatinnen und Soldaten, die für uns alle den Kopf hinhalten. Spätestens der nächste Wehrbericht muss eine „Qualitätswende“ beschreiben. Sonst war die teure „Zeitenwende“ umsonst.