Berlin. Der Finanzminister zweifelt an der Erweiterung des Kanzleramts. Viele Mitarbeiter seien im Homeoffice. Wo die Büros noch leerer sind.

Nach dem Ende der Corona-Pandemie hat sich das Homeoffice in der Arbeitswelt gehalten. Es diente Finanzminister Christian Lindner (FDP) in der vergangenen Woche dazu, seine Zweifel an den Erweiterungsplänen des Kanzleramtes zu äußern, gingen doch die meisten Mitarbeiter ohnehin von Zuhause aus ihrer Arbeit nach. Eine Umfrage dieser Redaktion zeigt, inwieweit Beamte in den einzelnen Ministerien tatsächlich ortsflexibel ihrer Tätigkeit nachgehen können.

Die überwiegende Mehrheit der Bundesministerien bietet ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, in einem Umfang von 50 bis 65 Prozent, im Familienministerium sogar 70 Prozent, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Dabei wird das mobile Arbeiten auch rege in Anspruch genommen. Im Innenministerium etwa nutzen zuletzt 85 Prozent der Belegschaft diese Möglichkeit.

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Überaus flexibel ist die Homeoffice-Regelung im Umweltministerium. „Zur Sicherstellung eines reibungslosen Dienstbetriebes ist jeweils auf ein angemessenes Verhältnis zwischen mobiler Arbeit und Arbeit in der Dienststelle zu achten“, so eine Sprecherin des von Steffi Lemke (Grüne) geführten Ministeriums. Es sei aber üblich, „zur flexiblen Arbeit in Raum und Zeit regelmäßig Präsenztage in Referaten einzurichten, um den unmittelbaren Austausch zu gewährleisten.“

Home-Office: Bildungsministerium schreibt nur einen Präsenztag pro Woche vor

Im Bundeskanzleramt existieren keine festgelegten Regelungen. Auf Nachfrage heißt es, der Homeoffice-Anteil könne mit den jeweiligen Vorgesetzten abgesprochen werden. Ebenso ist es im Verteidigungsministerium geregelt, deren Mitarbeiter bereits seit 2005 einen „Telearbeitsplatz“ beantragen können, über den inzwischen auch etwa 400 Beschäftigte des Ministeriums verfügen.

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Klarer definiert, wenn auch mit einer sehr geringen Präsenzpflicht, ist die Regelung im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mitarbeiter der Behörde müssen nur einmal pro Woche verpflichtend in Büro erscheinen, wobei die Regelung noch aus Pandemie-Zeiten stamme und derzeit neu verhandelt werde.

25 Prozent der deutschen Wirtschaft regelmäßig im Homeoffice

Besonders streng ist die Regelung im von Annalena Baerbock (Grüne) geführten Auswärtigen Amt, in dem nur 40 bis 50 Prozent der Arbeit aus dem Homeoffice getätigt werden darf. In dem meisten Ministerien kann jedoch die individuelle Homeoffice-Regelung ausgeweitet werden, wenn es persönliche Umstände der Mitarbeiter erfordern. Bestimmte Berufsgruppen, etwa die Poststelle oder Botendienste, sind von der Homeoffice-Regelung ausgeschlossen. Im Justizministerium betrifft dies vier Prozent der Belegschaft.

Im Vergleich dazu sind die Homeoffice-Regelungen der deutschen Wirtschaft deutlich strenger. Laut einer YouGov-Umfrage aus dem August 2022 waren fast 30 Prozent der Befragten von ihren Unternehmen verpflichtet, in Präsenz zu arbeiten. 17 Prozent gaben an, ein bis zweimal pro Woche von zuhause arbeiten zu können. Regelmäßig arbeiten nur 25 Prozent der Beschäftigten in der deutschen Wirtschaft aus dem Homeoffice, was zuletzt eine Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts ergab.

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