Berlin. Erst Corona, dann Inflation: Zwei Drittel der Familien mit Kindern fühlen sich durch hohe Belastungen unter Druck. Wer besonders leidet.

Geschlossene Kindergärten, gesperrte Spielplätze und Eltern im Homeoffice: Als im März 2020 der erste Corona-Lockdown ausgerufen wurde, waren plötzlich viele Familien auf sich allein gestellt. Nun sehen sie sich infolge des Ukraine-Kriegs mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Laut einer aktuellen Studie, die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben wurde, fühlen sich 68 Prozent der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren durch die anhaltend hohe Inflation persönlich stark belastet.

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Besonders gravierend ist die Belastung laut des „Familienbarometers“ bei Familien mit Kindern, die einer schwächeren und mittleren sozialen Schichten angehören: Fast 80 Prozent der Befragten aus schwächeren sozialen Schichten gaben an, unter der Inflation zu leiden.

„Das Thema Schichten wird immer noch viel zu wenig beachtet“, sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Für Alleinerziehende sei die Lage besonders schwierig. Verhältnismäßig gering fällt die Belastung dagegen bei den Gutsituierten in Deutschland aus. Nur 42 Prozent gaben an, durch die Inflation stark belastet zu sein.

Corona: Immer noch keine Chancengleichheit für Kinder

Auch die Corona-Pandemie ist rückblickend für viele Familien mit Kindern noch ein Thema. So gaben mehr als 70 Prozent der Befragten an, dass es Aufgabe der Familienpolitik sei, benachteiligten Kindern in Deutschland bessere Chancen auf gute Bildung zu ermöglichen.

66 Prozent gaben an, dass die Chancengerechtigkeit für Kinder in der Gesellschaft mangelhaft ist, wobei sich der Wert zwischen 2017 und 2022 kaum verändert hat. „Man muss auch sagen, dass wir im internationalen Vergleich nach wie vor eine ganz unbefriedigend hohe Korrelation haben zwischen dem Bildungshintergrund des Elternhauses und der Bildungskarriere von Kindern“, so Köcher.

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Familienministerien Lisa Paus (Grüne) verwies in dieser Frage auf eines der zentralen Reformprojekte der Ampel-Regierung: die Kindergrundsicherung. „Sozialer Ausgleich ist den Menschen wichtig und das darf auch etwas kosten,“ erklärte Paus. Laut der Allensbach-Studie befürworten 60 Prozent aller Befragten des „Familienbarometers“ die Einführung der Kindergrundsicherung. Bei Familien mit Kindern ist die Zustimmung mit 75 Prozent noch höher.