Berlin. . Die Erwartungen der Union an Kanzlerkandidat Armin Laschet beim Wahlkampfauftakt waren groß. Laschet hielt dem Druck stand - teilweise.

Der bisherige Bundestagswahlkampf läuft für die Union bekanntlich nicht ganz so wie erhofft. Während CDU und CSU in etlichen Umfragen schwächeln, hat vor allem die politische Konkurrentin SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz überraschend deutlich aufgeholt. Die Stimmung bei den Konservativen ist abgefallen, die Nervosität mit Blick auf den Wahltag in fünf Wochen steigt.

Vor allem in der CSU war die Unzufriedenheit mit der Kampagne des Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) zuletzt groß. Aus der bayerischen Schwesterpartei war in diesem Zusammenhang öfter der wenig freundlich gemeinte Begriff „Schlafwagen“ zu hören. Doch der gemeinsame Wahlkampfauftakt der Unionsparteien am Samstag im Corona bedingt eher luftig besetzten Berliner Tempodrom soll den Umstieg in den Sprinter markieren.

Jede Menge Polit-Prominenz: Auch Merkel schaut vorbei

Alle Wichtigen im Team sind aus diesem Anlass an Bord: Neben Laschet ist dies der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder, der von München angereist ist. Auch Kanzlerin Angela Merkel, die sich bislang weitgehend aus dem Wahlkampf herausgehalten hat, ist dabei. Es ist ihr erster großer Auftritt in dieser Kampagne.

Neben den beiden Generalsekretären von CDU und CSU, Paul Ziemiak und Markus Blume, ist auch Friedrich Merz zumindest kurz von der Partie. Per Live-Schalte klinkt sich der unterlegen Mitbewerber für den CDU-Vorsitz für einen kurzen Redebeitrag aus dem Hochsauerlandkreis ein. Dort will der einstige Unionsfraktionschef erneut ein Mandat für den Bundestag erringen.

Wahlkampfauftakt der Union: Kann Laschet liefern?

Vor allem für Laschet ist es ein wichtiger Tag. Auf dem 60-jährigen CDU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen ruhen die Hoffnungen der Union, dass es nach 16 Jahren Kanzlerschaft Angela Merkels auch weiterhin bei einer Regierung unter Führung von CDU und CSU bleibt. Laschet steht unter Druck. Er muss zeigen, dass er kämpfen kann. Die Erwartungen sind groß.

So stellt Laschet gleich zu Beginn seiner Rede klar: „Ich werde kämpfen mit allem, was ich kann, dass dieses Land nicht von Ideologen übernommen wird.“ Er sagt dies mit Blick auf ein denkbares Linksbündnis. Laschet betont: „In den kommenden 36 Tagen werden wir dafür kämpfen, dass die Union am 26. September stärkste Kraft wird.“

Laschet greift vor allem SPD, Grüne und Linke scharf an. Die Bundestagswahl sei eine wichtige Richtungsentscheidung. „Es ist fundamental, wer regiert“, die Union wolle regieren, „nicht, weil wir Lust haben am Regieren, sondern weil wir regieren müssen, damit Deutschland einen guten Weg nimmt“.

Laschet zu Steuern: Alle liegen falsch, nur wir nicht

Der CDU-Chef wirft den linken Parteien vor, die konjunkturelle Erholung nach der Corona-Pandemie durch Steuererhöhungen zu gefährden. „Wir wollen verhindern, dass das zarte Pflänzchen Hoffnung jetzt abgewürgt wird durch rot-rot-grüne Spielereien“, sagt er. „Alle drei haben Steuererhöhungen drin, alle drei liegen falsch, wir liegen richtig.“

In der Außenpolitik hält Laschet ihnen Unzuverlässigkeit vor. „Wir erwarten von jedem potenziellen Koalitionspartner, dass er eine klare Orientierung in der Außen- und Sicherheitspolitik für unser Land hat.“ Dazu zähle für ihn die Zustimmung zum Zwei-Prozent-Ziel der Nato, das Engagement für eine gute Ausrüstung der Bundeswehr und die Zustimmung zu Rüstungsprojekten wie die Anschaffung bewaffneter Drohnen.

Söder: Zeit "sexy und solide" zu werden

Wie Laschet konzentriert sich auch sein interner Gegenspieler Söder darauf, die Union für die bevorstehenden Wochen zu motivieren. Der CSU-Chef formuliert es in seiner Rede auf eher ungewöhnliche Art: „Es ist Zeit, souverän und engagiert, sexy und solide zu zeigen, wer wir sind und was wir können. Und wir können es noch“, sagt Söder. Die Union sei „nicht am Ende, wir sind nicht ausgelaugt.“ Wenn CDU und CSU aber „schon den Eindruck von Ängstlichkeit und Unsicherheit vermitteln - wie sollen die Bürgerinnen und Bürger uns dann vertrauen?“

Söder spielte in seiner Rede auch auf die aktuell schlechten Umfragewerte an. „Bei aller Freude, dass wir heute zusammenkommen, und bei aller Selbstvergewisserung - lasst uns auch einen Moment ehrlich sein“, sagt er. „Es ist knapp, es wird sehr knapp werden, und jeder muss kapieren mit dem heutigen Tag, dass es echt um alles geht.“ Es sei die Zeit, „endlich zu kämpfen. Ich habe keine Lust, keinen Bock auf Opposition“, ruft Söder in den Saal, „lasst uns Zähne zeigen“. Und er stellt klar: „Ich will, dass Armin Laschet Kanzler wird - und nicht Olaf Scholz oder Annalena Baerbock.“