Erfurt. Der Parkdruck in Erfurt ist immens. Doch Regeln zu missachten, könnte im Notfall Menschenleben kosten. Dann, wenn die Feuerwehr nicht weiterfahren kann, weil Autos falsch geparkt sind.

Drei. Null. Fünf. Andreas Horn, Erfurts Sicherheitsdezernent, sagt diese drei Worte bewusst betont. Sie stehen für 3,05 Meter. Das ist die Restbreite der Fahrbahn, die frei sein muss, wenn ein Auto geparkt hat. Bleiben weniger als 3,05 Meter, ist das Parken unzulässig.

In der Nelkenstraße brauchte der Fahrer wie an vielen anderen Stellen ein genaues Augenmaß für sein Drehleiterfahrzeug.
In der Nelkenstraße brauchte der Fahrer wie an vielen anderen Stellen ein genaues Augenmaß für sein Drehleiterfahrzeug. © Nicole Meißner | Nicole Meißner

„Wir müssen diese 3,05 Meter wieder mehr in die Köpfe der Autofahrer bekommen“, sagt Andreas Horn am späten Montagabend. Es ist längst dunkel, hinter ihm, den Mitarbeitenden des Stadtordnungsdienstes und des Tiefbau- und Verkehrsamtes sowie dem Team der Feuerwehr und Polizei liegen mehr als drei Stunden Feuerwehrbefahrung. Diese findet pro Quartal einmal statt und hat vor allem das Ziel, die Leute dafür zu sensibilisieren, wie schwierig es häufig für die Feuerwehr ist, mit der Drehleiter überall hinzukommen. Steht ein Auto nur ein paar Zentimeter zu weit im Kreuzungsbereich oder auf der Straße, kann die Drehleiter nicht weiterfahren. Es sei denn, sie würde das Auto beschädigen. Keine Dauerlösung. Im Notfall zählt jede Sekunde, wenn dann häufig vor und zurück rangiert werden muss, geht wichtige Zeit verloren. So wie damals bei dem Brand in der Rembrandtstraße, in dessen Folge ein Mann verstarb.

Gehwege entfernen, um Parken zu ermöglichen

3,05 Meter, die wurden am Montag am Dornrain in Hochheim mehrfach nicht eingehalten. Maschinist Jens Wabbel muss mit dem Drehleiterfahrzeug auf den Gehweg vor der ehemaligen Kita ausweichen, weil am rechten Fahrbahnrand Autos parken. Sein Kollege Ralf Schwerin steht außen und weist ihn ein. Sofort schauen Anwohner aus den Fenstern und kommen hinaus auf die Straße. Ihre Reaktionen sind unterschiedlich: Einige fordern mehr Geschwindigkeitskontrollen, da wohl häufig zu schnell im Dornrain gefahren werde. Ein anderer Anwohner meint indes, man könne doch den Gehweg wegmachen, damit dort die Autos entlang fahren können und rechts geparkt werden kann. Eine kleine Diskussion entsteht.

Feuerwehrsprecher Lars Angler achtet auf den Abstand zwischen Drehleiter und geparktem Auto.
Feuerwehrsprecher Lars Angler achtet auf den Abstand zwischen Drehleiter und geparktem Auto. © Funke Medien Thüringen | Anja Derowski

Die Befahrung zeigt einmal mehr, wie eng es im Verkehrsraum zugeht. Nicht nur der Parkdruck ist immens hoch. Auch die Bebauung stellt die Feuerwehr stets vor neue Herausforderungen. So gilt es, Feuerwehraufstellflächen und -zufahrten auf ihre Erreichbarkeit zu prüfen. Mal ist ein Schild im Weg, mal müsste ein Baum stark zurückgeschnitten werden. Meist ergeben sich aus den Befahrungen sozusagen Hausaufgaben für die verschiedenen Ämter.

„Am Montag mussten wir sehr wenig sanktionieren, die meisten Autofahrer haben sich an die Verkehrsregeln gehalten“, sagt Andreas Horn erfreut. Doch mit Blick auf zahlreiche enge Stellen wolle man diese 3,05-Meter-Regel, die „alle in der Fahrschule gelernt haben und dann wieder vergessen“ mehr ins Gedächtnis der Autofahrer bringen.

Auch in Hochheim ging es teilweise recht eng zu.
Auch in Hochheim ging es teilweise recht eng zu. © Funke Medien Thüringen | Anja Derowski

Außerdem werden bei den nächsten Befahrungen die Freiwilligen Feuerwehren aus den jeweiligen Ortsteilen mitfahren, um gemeinsam mit ihnen Problemstellen anzufahren und diese im Idealfall zu entschärfen.