Jena. Udo Buchholz stellt in der Imaginata Stücke aus 150 Jahren Telefongeschichte aus. Smartphones sind für den Sammler „eine Katastrophe“.

Es klingelt, Udo Buchholz geht ran. Er freut sich, denn angerufen hat: Udo Buchholz. Der Vorsitzende des Vereins für Telefon und Kommunikation Jena ruft sich in letzter Zeit öfter selbst an. Denn seit dem 10. Februar stellt er im Experimentarium Imaginata mehr als 300 Stücke Telefongeschichte aus. Die Schau läuft bis mindestens September.

Für jemanden, der mit Smartphones aufwuchs, ist der alte Klappenschrank, der an der Wand hängt, ein Fossil. Ein Holzkasten, aus dem Kabel hängen und an dessen unterem Ende rote Klappen angebracht sind. Für Buchholz aber ist der Schrank nicht weniger als ein Stück Pionierarbeit. „Erstmals konnte man mit jemand anderen telefonieren“, sagt er. Es sei die erste Variante eines Telefonnetzes gewesen.

Erster Telefonladen in Jena

Zeitloses Design und Funktionalität, das verbindet Buchholz zufolge das „legendäre“ W28, kurz für Wählapparat 28. Mit einem anderen Modell lässt Buchholz das Telefon läuten, die Leitung hat er selber gelegt. Ab 1928 wurde das Telefon von der deutschen Post produziert. „Fast hundert Jahre alt und trotzdem noch gut aussehend“, sagt der Sammler. Das W28 besteht aus einem schwarzen Blechgehäuse samt Drehscheibe, Gabel und Hörer.

Das nächste Stück ist wohl das Privateste der Sammlung: das C-Netz-Mobilfunk-Gerät von AEG. Buchholz eröffnete 1991 den ersten privaten Telefonladen in Jena. Dazu musste er sich das Telefon für 9999 D-Mark kaufen. Telefonieren war aber um nichts billiger. 1,89 D-Mark kostete die Minute mit dem Gerät. 2012 machte Buchholz seinen Laden zu. Für die Telefonausstellung sucht er eine permanente Bleibe, am besten ein eigenes Telefonmuseum.

Smartphones sind „eine Katastrophe“

In einer Vitrine liegt das einzige Handy unter Buchholz’ Favoriten. Das Zanco Tiny T1 ist das kleinste Handy der Welt. Mit weniger als fünf Zentimetern Länge ist es gerade so groß wie ein Daumen, aber völlig funktionstüchtig. „Lange war ja der Trend hin zu immer kleineren Geräten, wobei Smartphones ja tendenziell immer größer werden“, sagt Buchholz. Smartphones sucht man in seiner Ausstellung aber vergeblich. Die würden ja alle gleich aussehen, tut der Sammler die neueste Generation ab. Generell halte er nicht viel davon: „Ich bin ja ein Fan von Kommunikation und Technik. Aber wenn das zur Sucht ausartet, ist das eine Katastrophe!“

Geöffnet sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr in der Imaginata, Löbstedter Straße 67 in Jena