Weimar. DNT: Generationsübergreifendes Theaterprojekt „Familienfest“ erlebt am Dienstag in der Studiobühne seine Premiere

Das generationsübergreifende Theaterprojekt „Familienfest“ erlebt am Dienstag, 29. Oktober, in der Studiobühne des DNT seine Premiere. Im Rahmen des Projektes bilden 14 Menschen zwischen 12 und 85 Jahren eine temporäre Familie, die für drei Familienfeste zusammenkommt. Wir sprachen mit den Leitern des Projektes, Bianca Künzel und Alexander Steindorf vom Künstlerkollektiv „projekt-il:“.

Warum das Thema Familienfest?

Thematisiert wird die mangelnde Kommunikationsfähigkeit. Man schleicht um ein Thema herum. Benennt das Problem nicht. Wir versuchen eine Familiensituation zu schaffen, in der kultiviert die Meinungen aufeinanderprallen.

Die Spaltung der Gesellschaft beginnt auch die Familien zu spalten. Man kommt zu einem Fest zusammen, freut sich aufeinander. Doch es ist schwierig geworden, miteinander zu reden. Im Vorfeld haben wir ein Stadtspiel gemacht, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Die Reaktionen waren erstaunlich. Viele gingen darauf ein. Es haben sich sehr viele Gespräche ergeben.

Viele bekannten, lange nicht mehr mit Freunden über Politik gesprochen zu haben.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Bürgern?

Zunächst haben wir Kennenlern-Workshops gegeben. Dabei haben wir die Gruppe gefunden, welche in der Inszenierung die Familie bildet.

14 Menschen unterschiedlicher Generationen. Sie kannten sich vorher nicht. Wir haben schon ein paar Bürgerprojekte gemacht. Die Arbeit erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl. Es ist eine große Herausforderung.

Wer hat das Drehbuch erarbeitet?

Das wurde von allen gemeinsam entwickelt. Es ist kein Improvisationstheater. 10 Wochen haben wir miteinander gearbeitet. Die Proben begannen vor den Sommerferien.

Wir wollten ein Gesprächsangebot machen. Aber das war gar nicht so einfach. Es geht schon darum, andere Meinungen zu akzeptieren.

Was lernen Sie über die unterschiedlichen Sichtweisen der Generationen?

Die Menschlichkeit berührt uns. Da ist die 85-jährige Dame, die noch die Nachkriegszeit erlebt hat. Für sie ist ganz nah, wenn aus Kriegsregionen berichtet wird. Das ist zwar weit weg. Doch menschliche Geschichten ähneln sich. Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit, – da fühlen sich alle angesprochen.

Gleichzeitig wird die Angst größer, die Sicherheit zu verlieren. Letzte Sicherheit bietet eigentlich die Familie. Aber die Familientraditionen, die es vor 50, 60 Jahren noch gegeben hat, haben sich verändert. Doch Familie bleibt Familie.

Was wollen Sie mitteilen?

Viele Themen werden aus unterschiedlichen Sichtweisen angesprochen. Doch es wird kein Abend, an dem man große Antworten bekommt.

Wir wollen ein Gesprächsangebot machen. Wollen sichtbar machen, dass es Dinge gibt, über die man sich austauschen sollte. Denkanstöße geben.

Es geht um das Ringen, miteinander zu reden. Das ist ein sehr intensiver Prozess. Es geht um die Sensibilisierung für den Alltag. Für uns war es eine Herausforderung, alle unter einen Hut zu bringen. Letztlich ist es eine Bereicherung für alle.

Dienstag, 29. Oktober, 20 Uhr, Premiere (ausverkauft), weitere Aufführungen am 30. Oktober, 6. und 26. November und 18. Dezember, weitere sind ab Januar 2020 geplant