Viele Fragen zu Frauenkrankheiten musste der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Klinikums Weimar, Dr. Jörg Herrmann, bei der TLZ-Telefonsprechstunde beantworten.

Ich bin 75 Jahre, trage wegen einer Senkung seit längerem einen Würfel. Nun soll eine operative Korrektur der Senkung erfolgen. Ich habe gehört, dass man dadurch inkontinent werden kann und überlege nun, die OP doch nicht machen zu lassen.

Das Risiko, nach einer Senkungs-OP inkontinent zu werden, liegt bei knapp 20 Prozent. Vor der OP sollte man unbedingt eine Blasendruckmessung machen lassen, um die Risiken besser abzuschätzen. Sollte es zu einer Inkomntinenz kommen, gibt es sehr gute und effektiver Möglichkeiten, diese wieder zu beheben. Diese Eingriffe sind wenig belastend und nur klein (z.B. TVT-Bänder, Bulkamid-Injektion, laparoskopische Burch-Operation...).

Ich bin 66 Jahre alt und hatte vor zehn Jahren eine Total-OP (Gebärmutter- und Eierstockentfernung) und habe seitdem Hormone eingenommen. Mein neuer Frauenarzt rät mir nun, die Hormone abzusetzen, da sie Brustkrebs auslösen könnten ist das richtig?

Eine Hormontherpie nach den Wechseljahren sollte nur bei bestimmter Indikation (z.B. Osteoporose) erfolgen, daher würde ich dies durch eine Knochendichtemessung überprüfen lassen. Im allgemeinen sollte man die Hormonersatztherapie nicht über dem 65. Lebensjahr und nicht länger als zehn Jahre durchführen. Wenn bei Ihnen keine Indikation besteht, würde ich ebenfalls das langsame Absetzen des Präparates empfehlen.

Ich bin 30 Jahre alt und habe seit zwei Jahren einen Kinderwunsch, aber es klappt nicht. Mein Frauenarzt hat nun im Ultraschall ein kleines Myom in der Gebärmutterschleimhaut gefunden kann das die Ursache sein? Muß ich noch andere Sachen abklären lassen?

Wenn bei Geschlechtsverkehr zwei bis drei mal pro Woche über zwei Jahre keine Schwangerschaft eintritt, sollt man im wesentlichen drei Punkte abklären lassen:

  1. Die Spermienfunktion des Partners
  2. Ihre hormonelle Funktion
  3. Die Durchgängigkeit der Eileiter sowie die Gebärmutterhöhle (sind Myome, Polypen, Trennwände... vorhanden?)

Eine Entfernung solcher Myome in der Gebärmutterhöhle ist meist problemlos mit einer sogenannten hysteroskopischen Operation möglich, dieser kleine Eingriff kann ambulant erfolgen.

Mein Frauenarzt hat eine "Craurosis" an der Vulva festgestellt was ist das? Muß ich das behandeln lassen?

Bei dieser Erkrankung kommt es zur weiß-Verfärbung der Haut im Genitalbereich sowie zu deren Rückbildung. Es kommt oft zu Juckreiz und kleinen Einrissen sowie Spannungsgefühl. Die Erkrankung stellt einen Risikofaktor zur Entwicklung eines Krebses in dieser Region dar und sollte daher unbedingt behandelt und in kurzen Intervallen kontrolliert werden. Bei der Therapie werden Fettcremes und Hormone eingesetzt. Man kann dadurch jedoch nur ein Fortschreiten der Erkrankung minimieren, eine Heilung ist leider nicht möglich.

Ich habe noch vier Wochen bis zum Entbindungstermin. Meine Frauenärztin hat nun einen leicht geöffneten Muttermund getastet ich habe nun Angst vor einer Frühgeburt.

Bis zur vollendeten 37. Schwangerschaftswoche käme ihr Kind tatsächlich als Frühgeburt zur Welt. Da ab der 34. Woche die Risiken für Ihr Kind jedoch immer geringer werden, wird in der Regel ab diesem Zeitpunkt nichts mehr zum Aufhalten einer Frühgeburt unternommen. Bei Einsetzen von Wehen sollten sie sich zügig in Ihrer Entbindungsklinik vorstellen

Ich bin 23 Jahre alt, mein letzter Krebsvorsorgeabstrich ergab Pap III d. Muß nun eine Operation des Gebärmutterhalses (Konisation) durchgeführt werden?

Aufgrund des Abstriches allein sollte gerade bei jungen Frauen nicht sofort eine Konisation erfolgen, sondern es muss durch eine genaue Untersuchung des Muttermundes (Kolposkopie) mit Entnahme einer Gewebeprobe geklärt werden, ob tatsächlich eine Krebsvorstufe vorliegt und welchen Schweregrad diese hat. Nur bei hochgradigen Krebsvorstufen sollte die Konisation mittels elektrischer Schlinge unter kolposkopischer Sicht erfolgen.

Ich bin in der 36. Schwangerschaftswoche und bekomme mein zweites Kind, es liegt in Beckenendlage. Muß nun ein Kaiserschnitt durchgeführt werden? Ich würde mein Kind gerne normal zur Welt bringen.

Neben verschiedenen komplementärmedizinischen Verfahren (Moxibustion, Akkupunktur...) gibt es für bestimmte Frauen die Möglichkeit der sogenannten äußeren Wendung. Gelingt dies nicht, kann nach sorgfältiger Überprüfung aller Befunde auch eine normale Geburt in Beckenendlage ohne größere Risiken stattfinden. Ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind, kann man z. B. in unserer Geburtsplanungs-Sprechstunde abklären lassen.

Ich habe einen Schwangerschaftsdiabetes und habe nun gehört, das dann meist ein Kaiserschnitt gemacht werden muß - stimmt das?

Ein Schwangerschaftsdiabetes stellt tatsächlich eine Gefahrensituation für das Kind dar, daher muß die Schwangerschaft intensiv von Ihrer Frauenärztin und einem Diabetologen überwacht werden. So kann bei guter Einstellung der Blutzuckerwerte ein Kaiserschnitt wegen zu großem Kind meist vermieden werden. Auch hierzu bietet unsere Klinik die Geburtsplanungssprechstunde speziell für Schwangere mit Diabetes an.

Seit vielen Jahren ist bei mir ein großes Myom der Gebärmutter bekannt, welches zunehmend Beschwerden macht. Mein Frauenarzt meint, es kann nur durch einen Bauchschnitt entfernt werden gibt es andere Möglichkeiten?

Wir können heute auch große Myome, sofern sie nicht deutlich bis über den Nabel reichen, per Bauchspiegelung entfernen.

Ich bin 32 Jahre alt und verliere seit der Geburt meines dritten Kindes beim Heben, Husten und Lachen immer Urin. Eine Senkung habe ich nicht, auf Anraten meines Gynäkologen mache ich nun schon seit vier Monaten intensives Beckenbodentraining jedoch ohne Erfolg.

Zur Behebung der Harninkontinenz gibt es mehrere Therapieoptionen. Medikamentös, TVT-Bänder, Bulkamid-Injektion und die Burch-Operation.

Bei jungen Frauen favorisieren wir die laparoskopische Burch-OP, in jedem Fall sollte vorher eine Blasendruckmessung erfolgen. Wir können Sie dazu gerne in unserer Sprechstunde beraten.

'Der Nächste bitte!': Den Tumor rechtzeitig erkennen

'Der Nächste bitte!': Das Stillen und seine Vorteile

'Der Nächste bitte!': Vorsorgeuntersuchungen retten Leben