Berlin. Rund die Hälfte der Deutschen gibt an, gesundheitlich unter Wetterschwankungen zu leiden. Das hilft gegen Schlappheit und Schmerzen.

"Alle reden vom Wetter, aber keiner unternimmt was dagegen", ist für viele nur solange ein lustiger Spruch, bis das Wetter plötzlich umschlägt. Denn Wetterfühligkeit ist in Deutschland ein weit verbreitetes Schmerzphänomen, rund die Hälfte der Bundesbürger leidet nach Umfragen darunter. Kopfschmerzen, Schlappheit, Abgeschlagenheit oder Kurzatmigkeit gehören zu den zahlreichen Symptomen, die schlechtes Wetter und schnelle Umschwünge zur Folge haben. Doch warum hat die Witterung so großen Einfluss aufs Wohlbefinden?

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Kopfschmerzen weil es stürmt? Rund 50 Prozent sind betroffen

Unwohlsein bei ungünstigen Wetterlagen wurde lange als Wehleidigkeit abgetan. Zahlen, die das Allensbach-Institut 2013 in einer Studie erhob, sieht die Wetterleidenden mittlerweile aber sogar in der Mehrheit, knapp 50 Prozent der Westdeutschen machen schmerzhafte Erfahrungen mit Wetterkapriolen, noch mehr sind es im Osten. 59 Prozent der Betroffenen reagieren demnach mit Kopfschmerzen oder Migräne, Müdigkeit und Abgeschlagenheit folgen mit 55 beziehungsweise 49 Prozent. Mehr als 40 Prozent klagten über Schlafstörungen und Gelenkschmerzen.

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Am heftigsten fallen laut einer Studie von 1993 die gesundheitlichen Reaktionen bei schnellen, intensiven Wetterumschwüngen aus. Während sommerliche Hochdruckgebiete oft für stabile Gutwetterlagen sorgen, fürchten Menschen mit Meteorotropismus oft Tiefdruckgebiete. Vor allem herannahende Tiefdruckgebiete haben es in sich. In kürzester Zeit können sie mit Kaltluftfronten für Stürme oder Gewitter sorgen. Dann sind vulnerable Gruppen besonders den Launen des Wetters ausgesetzt. Weniger Betroffene leiden dagegen unter speziell unter Hitze, obwohl viele Pollenallergiker hier gleich doppelt leiden.

Keine echt Krankheit, dafür ein Trigger

Prävalent für den Meteorotropismus oder Meteoropathie, wie das Phänomen im Fachjargon heißt, sind besonders Ältere. Mit zunehmendem Alter scheinen die natürlichen Abwehrkräfte schwächer zu werden. So gaben bei der Umfrage 70 Prozent der Befragten über 60 Jahren an, wetterfühlig zu sein.

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Dabei ist Wetterfühligkeit keine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte Krankheit. Im Gegensatz zur Wetterempfindlichkeit, die mit der Verschlechterung spezifischer bestehender Vorerkankung einhergeht, gibt es zur Meteoropathie keine medizinisch belegten Pathologienachweise. Andreas Matzarakis, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst, glaubt, dass wetterfühlige Menschen eine geringe Schmerzresistenz haben. "Die Wetterfühligkeit, das ist eine große Palette von Beschwerden, die nicht unbedingt mit dem Wetter zusammenhängen müssen", erklärt Matzarakis dem "BR", "Aber das Wetter führt dazu, dass diese Beschwerden das Glas zum Überlaufen bringen." Schlechtes Wetter sei demnach kein Krankheitsauslöser, dafür viel mehr ein Faktor, der ein geschwächtes Immunsystem triggern könne.

Work-Life-Balance, Sport, Alkohol, frische Luft: Dies hilft, das schadet

Für eine Folge des naturfernen Lebenshabitats hält Angela Schuh die Übersensibilität. Die Professorin für medizinische Klimatologie an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität kritisiert in ihrem Buch "Biowetter" eine schlechte Work-Life-Balance und den Mangel an Abhärtung, mit dem die meisten Menschen ihr Alltagsleben bestreiten.

Zu wenig Kontakt mit Wind und Wetter sorge demnach für das Sinken der körperlichen Resilienzen, in der Wintermonaten sorge zudem ein Mangel an Sonnenlicht in den eigenen vier Wänden für schwindende Abwehkräfte. In der Folge sei "das menschliche Thermo-Regulationssystem nicht mehr richtig trainiert".

Doch was kann man gegen Übersensibilität machen? Die Antwort: Konfrontationstherapie. Matzarakis empfiehlt: "Viel an die frische Luft gehen, viel Bewegung. Oder auch den Körper durch Kneipp-Bäder und wechselweise Warm- und Kaltduschen abhärten." Neben den üblichen Verdächtigen, gesunde Ernährung und Ausdauersport, lohnt sich in den kalten Monaten auch der Verzicht auf Zucker, Alkohol und Nikotin.

Wer sich dafür nicht gerüstet fühlt, dem bleibt noch die Empfehlung des Deutschen Wetterdients. Dieser veröffentlicht nämlich neben den objektiv messbaren Wetterlagen mittlerweile auch eine Bio-Wetter-Karte, die Betroffenen Aufschluss über subjektive Gefahrenlagen geben.