Griechenland rechnet mit neuen Reise-Rekordzahlen im Jahr 2023. Doch die Branche kämpft mit Personalmangel und schlechter Bezahlung.

Die hellenischen Hoteliers und Tavernenwirte gehen optimistisch in die neue Saison. Die im Januar eingegangenen Buchungen liegen ein Fünftel über dem Niveau des bisherigen Rekordjahres 2019. Aber die griechische Tourismusbranche kämpft mit einem großen Problem: Es fehlt an Personal.

Griechenlands Tourismusminister Vasilis Kikilias ist zuversichtlich. Er erwartet für dieses Jahr ein Wachstum im Fremdenverkehr von 20 Prozent. Wenn sich das bewahrheitet, wird Griechenland 2023 den Reise-Rekord aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich übertreffen.

Griechenland: Pilotprojekt für nachhaltigen Tourismus startet auf Rhodos

Kikilias gab die Prognose jetzt bei einem Kongress auf der Insel Rhodos ab. Das Treffen war dem Thema „Nachhaltiger Tourismus“ gewidmet – ein Aspekt, der mit steigenden Besucherzahlen und zunehmender Sensibilität für Umweltbelange sowie die Klimakrise immer wichtiger wird.

In einem Pilotprojekt wollen die Verwaltungsregion Südliche Ägäis, zu der Rhodos gehört, und der Reiseveranstalter TUI Konzepte für einen umweltbewussten Fremdenverkehr ausarbeiten und in der Praxis testen. Rhodos bietet sich für diesen auf fünf Jahre angelegten Modellversuch besonders an, weil die Insel als „Flaggschiff“ des griechischen Tourismus gilt. Kein anderer Inselflughafen in Griechenland wird aus dem Ausland häufiger angeflogen.

Griechenland rechnet mit Reise-Rekorden fürs kommende Jahr. Die Buchungen sollen wieder aufs Vor-Pandemie-Niveau kommen.
Griechenland rechnet mit Reise-Rekorden fürs kommende Jahr. Die Buchungen sollen wieder aufs Vor-Pandemie-Niveau kommen. © LOUISA GOULIAMAKI / AFP

Urlaub in Griechenland: Buchungen für beliebte Inseln steigen

Steigende Buchungen für Griechenlandreisen melden die Reiseveranstalter vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch in Großbritannien, Frankreich, Italien und den skandinavischen Ländern.

Zu den am meisten nachgefragten Destinationen gehören neben Kreta und Rhodos die Dodekanes-Insel Kos sowie die ionischen Inseln Korfu und Zakynthos. Wie TUI registriert auch der Reiseveranstalter FTI starke Nachfrage und verlängert deshalb einige Programme bis in den November hinein.

2022 summierten sich die Einnahmen aus dem Tourismus auf 18 Milliarden Euro. Sie blieben damit knapp unter dem Ergebnis von 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Für 2023 rechnet die Branche mit einem neuen Rekordergebnis. Der Start ist vielversprechend: Im Januar stiegen die Passagierzahlen am Flughafen Athen gegenüber 2019 um fünf Prozent.

Lesen Sie auch: Urlaub: So hoch ist das Erdbeben-Risiko am Mittelmeer

Tourismusbranche: Fehlendes Personal und schlechte Bezahlung

Aber wer macht die Betten der Gäste, wer serviert ihnen das Frühstück? Auf diese Frage haben viele griechische Hoteliers noch keine Antwort. Die Branche kämpft mit Personalproblemen. Während der Pandemie haben die Hotels und Restaurants massiv Beschäftigte entlassen.

Viele fanden in anderen Branchen besser bezahlte, weniger stressige Jobs und zeigen keine Bereitschaft, ins Dienstleistungsgewerbe zurückzukehren. Schon 2021 fehlten in der griechischen Hotellerie und Gastronomie 53.000 Arbeitskräfte. Im vergangenen Jahr waren es bereits 60.000. Für 2023 rechnet die Branche sogar mit mindestens 80.000 offenen Stellen.

Auch interessant: "Europäische Malediven": Dieses Land überrascht mit Stränden

Die Arbeitgeber fordern deshalb von der Regierung Visa-Regelungen, die es ermöglichen, bis zu 100.000 Arbeitskräfte aus Drittländern in Asien und aus den nicht zur EU gehörenden Balkanstaaten zu beschäftigen. Die Gewerkschaften sind strikt dagegen. Sie fürchten Lohn-Dumping und eine Erosion der Arbeitnehmerrechte.

Gewerkschafter fordern stattdessen bessere Bezahlung, um die Jobs im Tourismus attraktiver zu machen. Einer der Gründe für den Personalmangel im Dienstleistungssektor ist der niedrige Mindestlohn von 751 Euro, nach dem viele Beschäftigte bezahlt werden. Dafür müssen die Mitarbeitenden in den Hotels, Restaurants und Cafés aber in der Praxis oft auch noch unbezahlte Überstunden machen.