Berlin. Desinfektionsmittel im All? Mit einem Riesenteleskop in Chile ist Forschern ein einzigartiger Nachweis gelungen. In einer Gaswolke.

Isopropanol ist besser bekannt unter dem Namen Alkohol. Der Stoff dient unter anderem dazu, Haut oder Oberflächen zu desinfizieren. Forschende vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn (MPIfR) haben nun entdeckt, dass das Molekül auch im Weltraum zu finden ist – und zwar in einer Gaswolke unweit des Zentrums unserer Milchstraße.

Seit mehr als 50 Jahren sucht die Wissenschaft nach Molekülen im Weltall. „Dahinter steckt die Motivation, Verbindungen zur chemischen Zusammensetzung von Körpern im Sonnensystem zu finden, etwa von Kometen“, teilt das Institut mit. Auch interessant: UFOs: US-Verteidigungsministerium meldet 11 Beinahe-Zusammenstöße

Alkohol-Nachweis: Langzeitstudie mit ALMA-Teleskop in Chile

Ein besonders geeigneter Ort für die Suche innerhalb der Milchstraße ist die Gaswolke Sagittarius B2 – ganz in der Nähe des supermassereichen schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie.

„Unsere Gruppe hat vor mehr als 15 Jahren damit begonnen, die chemische Zusammensetzung von Sagittarius B2 mit dem 30-Meter-IRAM-Radioteleskop zu untersuchen“, sagt MPIfR-Forscher Arnaud Belloche, Erstautor der Veröffentlichung zur Entdeckung von Isopropanol. „Diese Beobachtungen waren erfolgreich und führten zum ersten interstellaren Nachweis einer Reihe organischer Moleküle.“ Lesen Sie auch: Weltraum: „Gruselige“ Entdeckung im All - Forscher verblüfft

Mit dem vor zehn Jahren in Betrieb genommenen ALMA-Teleskop in der chilenischen Atacama-Wüste wurde es den Angaben zufolge möglich, über das hinauszugehen, was mit einzelnen Radioteleskopen erreicht werden konnte. Das Radioteleskop ALMA besteht aus 66 tonnenschweren Antennenschüsseln, die alle einzeln bewegt werden können. Anschließend begann eine Langzeitstudie der chemischen Zusammensetzung von Sagittarius B2 mit hoher Winkelauflösung.

Die Spektren der Moleküle überschneiden sich

Bisher hatten die Beobachtungen laut Max-Planck-Institut zur Identifizierung von drei neuen organischen Molekülen geführt: Isopropylcyanid, N-Methylformamid, Harnstoff. Das jüngste Ergebnis im Rahmen dieses Projekts stellt nun der Nachweis des größten bisher im interstellaren Raum entdeckten Alkoholmoleküls dar: Propanol, das in zwei Formen existiert, normales Propanol und Isopropanol.

Das Identifizieren von organischen Molekülen in den Spektren von Sternentstehungsgebieten ist kompliziert. „Je größer das Molekül ist, desto mehr Spektrallinien bei verschiedenen Frequenzen wird es emittieren“, sagt Holger Müller von der Universität Köln. In einer Quelle wie Sagittarius B2 gebe es so viele Moleküle, die zur beobachteten Strahlung beitragen, dass sich ihre Spektren überschneiden und es schwierig sei, ihre „Fingerabdrücke“ zu entwirren und einzeln zu identifizieren. Auch interessant: Würzburg: Uni forscht jetzt an eigenem Alien-Zentrum zu UFOs

Dank der hohen Winkelauflösung des ALMA-Teleskops war es den Angaben zufolge möglich, Teile der Wolke zu isolieren, die sehr schmale Spektrallinien aussenden. Neben der Empfindlichkeit des Teleskops sei die Winkelauflösung der Schlüssel für die Entdeckung gewesen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.