Berlin. Der Atomausstieg ist verschoben. Wirtschaftsminister Habeck hat nun offiziell den Weiterbetrieb von zwei Atomkraftwerken angekündigt.

Der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland ist erst einmal verschoben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält den Weiterbetrieb der beiden Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim im ersten Quartal des kommenden Jahres offenbar für notwendig.

Der Grünen-Politiker geht davon aus, dass die Atommeiler in Bayern und Baden-Württemberg „wohl“ im ersten Quartal 2023 am Netz bleiben. Habeck machte am Dienstag in Berlin deutlich, die Entwicklung am französischen Strommarkt sei deutlich schlechter als prognostiziert.

Mehr als die Hälfte der dortigen Atomkraftwerke sei nicht am Netz - es fehlten daher Strommengen, die Deutschland zum Teil mit Strom aus Gaskraftwerken ausgleiche. Entwickle sich die Lage in Frankreich schlecht, verschärften sich die Stressfaktoren für das deutsche Stromsystem.

Habeck hält AKW-Weiterbetrieb für notwendig

Habeck verwies auf einen französischen Stresstest des dortigen Übertragungsnetzbetreibers. Dies seien auch die Annahmen der französischen Regierung. „Als für die Energiesicherheit verantwortlicher Minister muss ich daher sagen: Wenn diese Entwicklung nicht noch in ihr Gegenteil verkehrt wird, werden wir Isar 2 und Neckarwestheim im ersten Quartal 2023 am Netz lassen.“ Stand heute halte er das für „notwendig“. Die Gespräche mit den Betreibern seien abgeschlossen, es sei ein Eckpunktepapier vereinbart worden.

Habeck hatte Anfang September den Plan für eine sogenannte Einsatzreserve der beiden Atomkraftwerke in Bayern und Baden-Württemberg angekündigt. Das dritte noch aktive Atomkraftwerk in Niedersachsen soll nicht Teil dieser Reserve sein und fristgerecht zum Jahresende abgeschaltet werden.

Grünen-Chefin verteidigt Verschiebung des Atomausstiegs

Grünen-Chefin Ricarda Lang hat die Verschiebung des Atomausstiegs verteidigt. „Die Meiler in Frankreich werden wohl auch im Winter viel weniger als die geplanten Strommengen einspeisen“, sagte sie unserer Redaktion.

„Wenn sich diese Befürchtungen bewahrheiten und sich damit Szenarien aus dem Stresstest erhärten, werden wir die Einsatzreserve ziehen und die beiden Atomkraftwerke in Isar und Neckarwestheim zu Beginn des nächsten Jahres nutzen müssen“, so Lang.

Die Einsatzreserve erlaube der Bundesregierung, bis Mitte April auf die Meiler Isar 2 und Neckarwestheim zurückzugreifen, wenn dieser Schritt geboten sei, fügte Lang hinzu. „Andererseits ermöglicht sie es, auf die Nutzung einer Hochrisikotechnologie zu verzichten, wenn Versorgung und Netzstabilität auf anderem Wege garantiert werden können.“

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FDP: Müssen Entscheidung über AKW-Verlängerung jetzt treffen

FDP-Fraktionschef Christian Dürr hat die Ankündigung von Wirtschaftsminister Robert Habeck zur Atom-Notreserve begrüßt. „Es ist erfreulich, dass die Grünen sich bewegen. Dass Herr Habeck Isar 2 und Neckarwestheim weiterlaufen lassen will, ist ein richtiger Schritt“, sagte Dürr unserer Redaktion.

Die Entscheidung über die Laufzeitverlängerung „sollte allerdings jetzt getroffen werden“, forderte Dürr. „Dabei dürfen wir das Kernkraftwerk Emsland nicht außen vor lassen, denn dieser Meiler ist einer der funktionsfähigsten und sichersten der Welt. Wir brauchen jede Kilowattstunde und sollten deshalb in dieser schwierigen Zeit auch neue Brennstäbe bestellen, damit wir sicher durch die nächsten zwei Winter kommen.“ (fmg mit afp/dpa)

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.