Berlin. Das Durchfallmittel Elotrans ist in vielen Apotheken vergriffen. In sozialen Medien wird das Medikament als Kater-Mittel gehandelt.

Wer in den vergangenen Wochen versucht hat, in einer Apotheke das Durchfallmittel Elotrans zu kaufen, bekam vielfach die Antwort: Ausverkauft. Wann Nachschub komme, wisse man nicht. Diese Lieferengpässe sind nicht etwa eine Folge der Pandemie, der Energiekrise oder des Krieges in der Ukraine.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vermutet einen Hype in den sozialen Medien als Ursache für die leeren Regale. Seit Monaten wird Elotrans dort als Mittel gegen Kater gehandelt. In den Kommentaren auf dem Instagram-Account von Elotrans und in den Bewertungen von Online-Shops ist oft von einer Einnahme vor oder während einer Partynacht die Rede.

Eigentlich empfehlen Ärzte das rezeptfreie Mittel Elotrans des hessischen Pharmakonzerns Stada bei Durchfallerkrankungen, auch für Säuglinge und Kleinkinder. Das Pulver zum Anrühren soll Salz- und Wasserverluste ausgleichen.

Elotrans gegen Kater: Mittel fehlt für Säuglinge

„Es gibt einen Lieferengpass, weil die Nachfrage so groß ist“, erklärt Stefan Fink, ABDA-Vorstandsmitglied. Bei vielen Großhändlern sei das Medikament derzeit nicht verfügbar, sagt Fink. Die ABDA hatte bereits im Sommer vor einem möglichen Engpass gewarnt. Zuletzt habe er im August die Möglichkeit gehabt, für seine Apotheke eine größere Menge von Elotrans einzukaufen, sagt Fink. Der Hersteller versprach schon vor einigen Wochen, dass man an einer Ausweitung der Produktionskapazitäten arbeite.

Da das Medikament einen anderen Sinn habe, als einen Kater zu bekämpfen, fordert Fink mehr Aufklärung. Er nennt als Anwendungsbeispiele Säuglinge und Kleinkinder mit starken Durchfallerkrankungen oder Fernreisende, die sich präventiv schützen wollen.

Mit dem Hype, übermäßigem Alkoholgenuss mit Elotrans zu begegnen, geht Fink deshalb hart ins Gericht: „Es ist nicht notwendig, dass man Medikamente für Säuglinge wegkauft.“ Denn, wie es im Beipackzettel der Arznei heißt: „Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern können Durchfälle, besonders bei gleichzeitigem, unstillbarem Erbrechen, rasch zu schweren Krankheitserscheinungen führen.“ Dazu zählen Bewusstseinstrübungen und Schocks.

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Das hilft gegen Kater: Apfelschorle und Banane

Wer dagegen Alkohol trinke, solle das lieber mit mineralhaltigen Getränken ausgleichen, so Fink. Das könne etwa ein Apfel- oder Orangensaft sein. Im Vergleich zu Elotrans sagt der Apotheker: „Wenn man eine Apfelsaftschorle trinkt und dann noch eine Banane dazu isst, dann haben Sie quasi den gleichen Effekt.“

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Ähnlich sieht das auch Heiner Wedemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): „Viel Geld für Elotrans auszugeben, macht keinen Sinn“, sagt er. „Die guten alten Hausmittel sind gleichwertig.“ Die Anti-Kater-Tipps des Ernährungsexperten: „Ausreichend trinken, Kohlenhydrate zufügen, gegebenenfalls eine Kopfschmerztablette, zum Beispiel Aspirin, salzig essen.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.