Probstzella. Wie eine Burg thront das Bauhaus-Hotel „Haus des Volkes“ über Probstzella. Ausgestattet wurde es von den Bauhäuslern Alfred und Gertrud Arndt.

Im Reigen unzähliger Erinnerungsevents zu 100 Jahren Bauhaus wird es die vermutlich letzte Ausstellung dieses Jahres in Thüringen sein: Mit „Alfred Arndt – ein Baumeister in der Provinz“ stellen die Kultur- und Sportstiftung der Gemeinde Probstzella und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege ab Mitte Dezember im Bauhaus-Hotel „Haus des Volkes“ in Probstzella erstmals das Werk des Bauhausmeisters in Südthüringen vor. Gemacht wird die Ausstellung von Maren Escherich (Kuratorin) und Mark Escherich (Professor für Denkmalpflege und Baugeschichte in Weimar).

Wer aber war der auch als „Urbauhäusler“ bezeichnete Architekt, über den Bodo Ramelow einmal in einem Interview sagte, dass er ihm gern begegnet wäre, habe er doch ausgerechnet im Thüringer Wald das größte Bauhaus-Ensemble in Thüringen hinterlassen? Anfang der 20er-Jahre hatte der noch junge Arndt das Bauhaus eher zufällig entdeckt – und war geblieben. Von 1921 bis 1927 war er Student in Weimar und Dessau. 1927 heiratete er seine Kommilitonin Gertrud Hantschk. Anfang der Dreißiger kehrte er noch einmal als Lehrer ans Bauhaus zurück.

Drumherum liegen jene Jahre, die der Südthüringer Provinz bis heute einen Logenplatz in der Bauhaus-Welt bescheren. In Probstzella unterhielt Arndt in den 1920er- und 1930er-Jahren ein freies Architekturbüro. Im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Bayern entstanden so einzigartige Zeugnisse der Moderne wie Wohnungen, Büro- und Fabrikgebäude, von denen freilich viele in Vergessenheit gerieten.

Eine Ausnahme bildet der sechsgeschossige Hotel- und Saalkomplex „Haus des Volkes“ in Probszella. Heute ist hier ein „Bauhaushotel“. Bauherr war der sozialdemokratische Industriepionier Franz Itting, der Mitte der 1920er-Jahre den Bürgern seiner Heimatstadt ein Kultur- und Erholungszentrum samt Kino, Festsaal, Hotel und Park errichten ließ. Alfred Arndt, zur Bauzeit noch Student, konnte Itting für seine modernen Ideen gewinnen – und bekam den Auftrag. Bauausführung, die vereinfachte Fassadengestaltung wie auch die Gestaltung von Mobiliar und Ausstattung orientierten sich an Arbeiten des Bauhauses.

„Die Abgeschiedenheit des Waldes bedeutete Zwang zur Anpassung wie auch Freiheit für Avantgardistisches“, sagt Mark Escherich. Erschlossen habe man sich Arndts architektonisches Oevre über die Fotografie. Mittels fotografischer Recherche und Dokumentation werden 43 Neu-, Um- und Erweiterungsbauten präsentiert. Das oft nur unterschwellig Moderne Arndt’scher Bauten im Schiefergebirge erschließe sich dabei vielfach erst auf dem zweiten Blick.

Ausstellung „Das Bauhaus im Wald. Alfred Arndts Architektur im Schiefergebirge“ vom Mittwoch, 18. Dezember, bis Mai 2020 in der Galerie im „Haus des Volkes“ (heute „Bauhaushotel“) in Probstzella, Bahnhofstraße 25. Der Eintritt ist frei.