Greiz. Enorm gehaltvolles und künstlerisch brillantes Programm. In memoriam an den Dichter Günter Ullmann stellte Volker Müller ein Essay vor, das sich mit den Veränderungen von Gesellschaft und Welt auseinandersetzt

Die Strahlkraft einer ganzen Galaxie besaß der Abend im Weißen Saal des Unteren Schlosses, der zudem vielschichtig und faszinierend war. Am Dienstag schufen der Greizer Autor und Journalist Volker Müller, der Schauspieler Wilfried Pucher und der Gitarrist Ronny Kerl bei Prominente im Gespräch einen grandiosen musikalisch-literarischen Kosmos, der Literatur und Musik vereinte und der Vorstellung von Müllers jüngstem Erzählband „Blondinenrettung“ diente und zugleich an den Greizer Lyriker Günter Ullmann erinnerte, dessen Todestag sich am 9. Mai zum zehnten Mal jährt.

Die rund 80 Gäste erlebten eine kongeniales Trio, das in nur 75 Minuten ein enorm gehaltvolles und künstlerisch brillantes Programm präsentierten. Müllers neues, im Engelsdorfer Verlag erschienenes Buch „Blondinenrettung“ vereint 14 fiktive Künstlererzählungen, die mal philosophisch-grüblerisch, mal leichtfüßig Leben und Schicksale von Kunstschaffenden und Musikern beleuchten. Sprachlich vielfarbig ließ Schauspieler Wilfried Pucher unter anderem Musikinstitutschef Raffa Minka und den Dozenten Jan Salfrank aus der Erzählung „Tastenspiel“ lebendig werden. oder reflektierte als Kunstwissenschaftler Sören Weiß über die Stasiverstrickungen eines Kollegen. Die beiden Erzählungen aus „Blondinenrettung“ stehen beispielhaft für Müllers große Erzählkunst und den von frischen Dialogen getragenen, kraftvollen Duktus der Texte.

Neben dem Band und einigen Gedichten Müllers widmeten sich die drei Protagonisten dem Schaffen und Leben des Greizer Lyrikers Günter Ullmann. In memoriam an den Dichter stellte Müller ein Essay vor, das sich mit den Veränderungen von Gesellschaft und Welt auseinandersetzt und am Ende liebevoll den Freund und Lyriker als einen im Positiven Besessenen charakterisiert, der auch unter den widrigsten Umständen weiter Gedichte geschrieben hätte.

Das Wort wurde während des Abends geschickt mit Musik verwoben. Ronny Kerl erwies sich dabei einmal mehr als glänzender Gitarrist, der gekonnt das musikalische Netz knüpfte, in dem die von den Worten erzeugten Emotionen zumindest für eine Zeit lang weiteren Halt fanden. Swing und Tango spielte Kerl im Duo mit Volker Müller, der sich so nicht nur als Wortakrobat, sondern gleichfalls als Klarinettist mit ausdrucksvollem Ton vorstellte.

„Die Erinnerung kann mir keiner nehmen“, endet ein Gedicht Ullmanns – und dies gilt auch für den Abend, war er doch Neuvorstellung und Gedenken in einem und zweifellos für das Publikum ein in den Gedanken verbleibender Genuss.