Ein bekannter Thüringer Neonazi sitzt auf der Anklagebank des Landgerichtes Gera. Den Tatvorwurf einer schweren räuberischen Erpressung bestreitet er.

Gera. Im Prozess vor dem Landgericht Gera hat sich der Angeklagte David Köckert (40) geäußert. Der Neonazi, der im Greizer Stadtrat sitzt, ist mit einem Komplizen wegen schwerer räuberischer Erpressung angeklagt.

Vor Gericht sagte Köckert, er habe am 4. September 2018 einen unzuverlässigen Angestellten in seinem Tattoostudio in Zeulenroda-Triebes kündigen wollen. In Summe hätten 2000 Euro aus dem Tresor gefehlt, zu dem nur der Mitarbeiter Zugang gehabt habe. Jener habe unter anderem unerlaubt Testosteron über die Zugänge der Firma bestellt.

Beim Eintreffen im Geschäft habe der Mitarbeiter gerade den Fußboden gesaugt. „Wir haben die Handys auf den Tresen gelegt und sind in die Küche gegangen“, sagt Köckert. Er sei in Rage gewesen, weil er dem Mitarbeiter privat viel geholfen habe. Die verbale Auseinandersetzung sei in eine Rangelei übergangen. „Er ist umgefallen, ich bin draufgefallen. Ich habe ihm zwei Schläge mit der Faust verpasst. Das war ein Ordnungsgong, damit er darüber nachdenkt, was er gemacht hat.“

Er habe das Handy des Mannes einbehalten, weil darauf Zugangsdaten für diverse Onlineanbieter gespeichert gewesen seien. „Ziel war, das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen“, sagt Köckert. Die Sim-Karte habe er im Tresor und später in seinem Auto verwahrt. „Das war in Vergessenheit geraten", sagt Köckert.

Viele Angaben decken sich mit den Aussagen des Opfers. Der Informatiker, selbst Kunde im Studio, war arbeitslos geworden und fing für 450 Euro pro Monat als Manager in dem Studio an. Er habe nie Zugangsdaten auf seinem Handy gespeichert. Für die Bestellungen habe es einen Computer im Laden gegeben. Geld habe er sich einmal mit Köckerts Erlaubnis aus der Kasse geliehen, aber komplett zurückgezahlt. Die Schläge aufs Schulterblatt seien mit einem schwarzen Schlagring erfolgt.

Das Opfer ging erst neun Tage später zur Polizei. "Als das Handy zurückkam, war alles gelöscht bis auf die Nummer meines Großvaters und einige Bilder von ihm. Herr Köckert wusste, dass mir mein Großvater viel bedeutet. Ich habe das als Drohung gegen meine Familie aufgefasst", sagt der 23-Jährige, den Köckerts Engagement bei Thügida gefiel. Er besuchte unter anderem Demos in Chemnitz, einmal sei Köckert dabei gewesen. Fasziniert habe ihn auch die Idee, "bewaffnete Kameradschaften" zu schaffen.

Die Marotte, die Handys vor wichtigen Gesprächen abzulegen, sei im Übrigen Standard gewesen. "Wir haben hin und wieder über Dinge gesprochen, die Straftaten sind."