Erfurt. Die freien Schulen der evangelischen Kirche in Thüringen klagen über eine latente Unterfinanzierung in allen Schularten.

„Die staatliche Finanzhilfe für die freien Schulen hängt den tatsächlichen Kosten immer deutlich hinterher. In den evangelischen Schulen musste deshalb das Schulgeld teilweise massiv erhöht werden“, sagte die Bildungsreferentin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Martina Klein, beim Kamingespräch der Landeskirchenleitung in Erfurt.

Laut Gesetzeslage müssten freie Schulen mit 80 Prozent von staatlicher Seite finanziert werden. Nach einem Gutachten vom August des letzten Jahres werde dies in keiner Schulart erreicht. „Der krasseste Fall sind die Gymnasien der Sekundarstufe I. Dort lag der Deckungsgrad im Jahr 2017 bei 49,5 Prozent, im vergangenen Jahr hat sich dies nochmal deutlich verschlechtert“, sagte Klein. Den höchsten Wert erreiche man innerhalb der EKM-Schulstiftung bei den Förderschulen mit 60 Prozent.

Der derzeitigen Finanzierung fehle es Transparenz, sagte Klein. In den derzeitigen Schülerkostensätzen seien Investiv- und Gebäudekosten nicht berücksichtigt. Dies führe zu krassen Deckungslücken im Finanzausgleich.

Dem Schulträger bleibe daher nur die Möglichkeit, die Finanzlücke durch die Erhöhung der Schulgelder auszugleichen. Dem seien aber Grenzen gesetzt. Bis zur von der Landesregierung für 2021 angekündigten Neuverhandlung des Finanzierungsgesetzes könne man nicht warten. „Die aktuelle finanzielle Lage geht zulasten der Eltern und der Schulträger. Deshalb fordert die EKM noch für das Kalenderjahr 2020 eine Notlösung für die Gymnasien aller freien Träger als am meisten betroffene Schulart. „Bis zu einer grundsätzliche Regelung wäre uns sehr geholfen, wenn das Land eine Nothilfe von 500 Euro pro Schüler bereitstellen würde. Da in der Sekundarstufe I der Thüringer Gymnasien in freier Trägerschaft lediglich 3410 Schülerinnen und Schüler beschult werden, bleibt der zu erwartende Gesamtbetrag von 1,7 Millionen Euro moderat und überschaubar“, so Klein.

Derzeit zahlt das Land für alle Schulen in freier Trägerschaft jährlich 193 Millionen Euro, davon entfallen rund 23 Millionen Euro auf die Gymnasien. Für die Neuregelung der Finanzhilfe ab 2021 bedürfe es dann einer deutlichen Erhöhung der Schülerkostensätze und der jährlichen Anpassung.

Zusätzlich verschärft werden könnte das Problem durch die Ankündigung des Kultusministeriums, wonach die bisher unterschiedliche Vergütung der Grundschullehrer nach Schularten künftig entfallen soll. Die evangelische Schulstiftung begrüßte gestern den Vorschlag als „längst fälliges Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der Grundschulpädagoginnen und -pädagogen. Ein einheitliches Vergütungsniveau diene dazu, dass sich niemand als Lehrer oder Lehrerin zweiter Klasse fühlen muss.

Allerdings verwies Vorstandsvorsitzender Marco Eberl darauf, dass das Vorhaben die Lehrkräfte an Schulen in freier Trägerschaft einschließt. „Deshalb müssen zeitgleich die staatlichen Finanzhilfen für freie Schulen entsprechend angepasst werden“, so die eindringliche Forderung des Stiftungschefs an die Thüringer Politik.

Zur EKM-Schulstiftung in Mitteldeutschland gehören 24 Bildungseinrichtungen an 15 Orten in Thüringen und Sachsen-Anhalt, davon drei Schulen in Sachsen-Anhalt. An den zwölf Grundschulen, zwei Regelschulen, sechs Gymnasien, einer Gemeinschaftsschule und drei Kindertagesstätten lernen l 5.270 Schüler, beschäftigt sind 640 Mitarbeiter.