Gera. Am Landgericht Gera hat der Prozess gegen zwei mutmaßliche Mitglieder einer Drogenbande begonnen. Ein Verteidiger sieht Probleme mit den Kronzeugen.

Die Staatsanwaltschaft Gera wirft einer Drogenbande aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt vor, mit 6,4 Kilogramm Crystal, 21,8 Kilogramm Marihuana und 8,9 Kilogramm Haschisch gehandelt zu haben. Zwei mutmaßlichen Mitgliedern macht die elfte Strafkammer des Landgerichtes Gera seit Montag den Prozess – 20 weitere Verhandlungstage sind geplant.

Ein 35-jähriger Kinderpfleger soll in 42 Fällen mit Drogen gehandelt und zehn falsche 100-Euro-Scheine für 500 Euro erworben haben. In seinem Haus habe er unter anderem Drogen gelagert und portioniert, so die Staatsanwaltschaft. Der zweite Angeklagte, ein 27-Jähriger aus Saalfeld, soll auf Anweisung Drogen verteilt und Geld eingesammelt haben. Dafür sei er mit zehn bis 100 Euro entlohnt worden.

Neonazi-Funktionär auf der Kunden- und Lieferantenliste

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatte sich die Bande im Juli oder August 2020 mit Komplizen in Rudolstadt zusammengeschlossen und bis März 2021 operiert haben. Der Gewinn sollte gleichmäßig verteilt werden. Ziel war, Drogen an Zwischenhändler und Endkunden zu verkaufen. Auf der Kunden- und Lieferantenliste stand auch ein Neonazi-Funktionär aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Der Austausch des Crystals sei über fingierte Konservendosen einer Handelsmarke erfolgt.

Zum Prozessauftakt äußerten sich die Angeklagten nicht zu den Tatvorwürfen. Verteidiger Hans Bense kritisierte, dass es keine objektiven Beweismittel gebe. „Das fußt nur auf Aussagen von Herren, die grenzwertig sind.“ Er meint damit die beiden Kronzeugen.

Kronzeugen waren schon in anderen Verfahren aktiv

Diese hatten nach der Inhaftierung mit den Ermittlern kooperiert. Auf ihren Aussagen basiert das Urteil vom vorigen Freitag: Die erste Strafkammer des Landgerichtes Gera hat die Lieferanten der Bande zu hohen Haftstrafen verurteilt – am letzten Verhandlungstag gab es noch eine Überraschung. Die neunte Strafkammer verhandelt parallel gegen einen Kurierfahrer der Bande. Oberstaatsanwalt Jürgen Boße beantragte am Montag acht Jahre und zehn Monate Haft.