Berlin / Erfurt. Das Stiften erlebte in der Corona-Pandemie einen neuen Boom. In ganz Deutschland wurden so viele Stiftungen gegründet wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Thüringen liegt dabei in Ostdeutschland an der Spitze.

In Thüringen sind im Corona-Krisenjahr 2020 deutlich mehr Stiftungen gegründet worden als in den Jahren zuvor. Laut dem Bundesverband Deutscher Stiftungen wurden im vergangenen Jahr im Freistaat 14 neue Stiftungen errichtet. 2019 und 2018 waren es jeweils nur acht. Bundesweit wuchs der Stiftungssektor mit 712 Neugründungen so stark wie seit 2011 nicht mehr.

Neue Stiftungen in Erfurt, Gera oder Luisenthal

In Thüringen ist die Zahl der Stiftungen nach Verbandsangaben damit nunmehr auf 355 angewachsen. Unter anderem nahmen die Stiftung Zukunftsfähiges Thüringen in Erfurt, die Stiftung Kulturkorridor in Gera und die Stiftung Grüne Tatze in Luisenthal neu ihre Arbeit auf.

«Die Corona-Pandemie hat den Stiftungssektor auf eine harte Bewährungsprobe gestellt», erklärte die Generalsekretärin des Bundesverbandes, Kirsten Hommelhoff. Viele Stiftungen hätten schnell und kreativ auf die enormen Herausforderungen reagiert. Es habe sich jedoch auch gezeigt, dass Nachbesserungsbedarf bestehe. Dabei gehe es etwa um die Digitalisierung oder um schnelle Antragsverfahren. Nach Einschätzung des Verbandes ist das Stiftungswesen alles in allem aber gut durch die Pandemiezeit gekommen.

Thüringen bei Stiftungen an der Spitze in Ostdeutschland

In Thüringen gibt es im Schnitt 17 Stiftungen auf 100.000 Einwohner. Damit liege der Freistaat an der Spitze der ostdeutschen Flächenländer, im bundesweiten Vergleich allerdings auf einem der hinteren Plätze. Grundsätzlich würden im Osten weniger Stiftungen errichtet als im Westen, hieß es.

Die stiftungsfreundlichste Stadt in Thüringen bleibe Jena mit 32 Stiftungen pro 100 000 Einwohner. Die Universitätsstadt schaffe es damit auf Platz 44 des Städterankings des Bundesverbandes.

Der Bundesverband mit mehr als 4500 Mitgliedern vertritt nach eigenen Angaben die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Insgesamt gibt es nach Verbandsangaben bundesweit 23 876 rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts. Nach der in diesem Juni beschlossenen Stiftungsrechtsreform erwartet der Verband künftig einen weiteren Schub bei den Neugründungen. Ein bundeseinheitliches Recht gebe den Stiftungen deutlich mehr Sicherheit.