Erfurt. Lediglich bei den eigenen Partei-Anhängern überwiegt Sympathie für Bodo Ramelows (Linke) Idee, einer neuen Nationalhymne für Deutschland.

75 Prozent der Deutschen plädieren für die Beibehaltung der Nationalhymne und lehnen damit die Forderung von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nach einer neuen Hymne ab. Etwa 17 Prozent wollen hingegen eine neue Hymne. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Zeitung.

Die Frage lautete: „Sollte es Ihrer Meinung nach eine neue Nationalhymne geben, damit sich sowohl Ost- als auch Westdeutsche gleichermaßen damit identifizieren können?“

Westdeutsche plädieren demnach mit 78 Prozent besonders stark für die Bewahrung der Hymne. In den ostdeutschen Ländern sprechen sich 62 Prozent für die Beibehaltung aus.

Die parteipolitische Orientierung prägt das Abstimmungsverhalten ebenfalls. Die höchsten Zustimmungswerte mit circa 85 bis knapp 90 Prozent erhält die Nationalhymne bei Anhängern von CDU, FDP und AfD. Es folgen Anhänger der SPD mit knapp 75 und Grünen-Wähler mit etwa 65 Prozent.

Eine Sonderrolle spielt die Linkspartei. Nur bei ihr votieren mehr Anhänger für eine neue Hymne als für die bestehende. Für eine neue Hymne sprechen sich 45 Prozent aus, für die alte 37,5 Prozent.

Unterschiede in Alter und Geschlecht spielen bei der Entscheidung in der Hymnen-Frage offensichtlich kaum eine Rolle.

Frauen wie Männer verteidigen mit jeweils etwa 75 Prozent die Nationalhymne. Die Ablehnung liegt bei beiden Geschlechtern bei gut 16 Prozent.

Unabhängig vom Lebensalter plädieren zwischen 72 und 78 Prozent der erwachsenen Deutschen für die tradierte Hymne.

Die Religionszugehörigkeit hat offensichtlich Einfluss auf die Entscheidung. Über dem bundesdeutschen Durchschnittswert liegt die Hymnentreue bei Katholiken (etwa 83 Prozent) und Protestanten (knapp 79 Prozent). Deutlich geringer ist die Zustimmung bei konfessionslosen Deutschen (etwa 70 Prozent).

Der Bildungsgrad hat hingegen kaum eine ausschlaggebende Bedeutung. Bei Abiturienten, Hauptschülern und Schülern ohne Abschluss liegt der Zustimmungswert für die bekannte Hymne bei etwa 74 Prozent. Fünf Prozent höher liegt er bei Schülern mit Mittlerer Reife.

Offenkundig besteht ein Zusammenhang zwischen der Haltung zur Hymne und beruflicher Etablierung sowie wirtschaftlich-sozialem Status. Personen, die noch in der Ausbildung sind, plädieren zu 34 Prozent für eine neue Hymne, 64 Prozent sind für die alte. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich bei arbeitslosen Menschen: 38 Prozent sind für eine neue Hymne, 55 Prozent für die alte.

Bei der Kaufkraft ergibt sich folgendes Bild: Menschen mit sehr niedriger Kaufkraft wünschen sich sehr viel häufiger eine neue Hymne (27 Prozent) als der Rest (12 bis 16 Prozent). Doch selbst bei Menschen mit geringster Kaufkraft wollen 63 Prozent die bekannte Hymne beibehalten.

Regierungschefin Angela Merkel (CDU) meldete sich in der von Ramelow angestoßenen Debatte am Freitag erstmals zu Wort. „Die Bundeskanzlerin findet unsere Nationalhymne sehr schön, in Musik und Text“, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.