Erfurt. Bei dem Massenunfall auf der A71 Ende April, sollen zu wenig Polizisten eingesetzt worden sein. Zudem kam es zu einem Streit mit den Abschleppfahrern um die beschädigten Fahrzeuge.

Am 28. April verunglückten am Nachmittag auf der Autobahn A 71 südlich von Suhl etwa 60 Autos bei einem Massenunfall. Auch auf der Gegenfahrbahn waren mehrere Fahrzeuge nach einem plötzlichen Hagelschauer und Glätte ineinander gefahren. Ein solcher Unfall stellte Polizei und Rettungskräfte vor besondere Herausforderungen. Müssen doch zahlreiche Betroffene und Verletzte betreut und das Unfallgeschehen aufgearbeitet werden.

Recherchen dieser Zeitung nach dem Unfall auf der A 71 zeigen, wie komplex diese Herausforderungen sind und dass an diesem Tag die Polizei nicht besonders gut ausgesehen hat. Betroffene an der Unfallstelle hatten beklagt, dass viel zu wenig Polizisten an diesem Sonntagnachmittag am Unfallort gewesen seien. Dass sich die Menschen, teils mit kleinen Kindern die gesamte Zeit über zwischen ihren kaputten Autos aufgehalten hätten und die Unfallstelle für Personen nicht abgesperrt war.

Polizei spricht von 13 Beamten am Unfallort

Die Autobahnpolizei erklärte auf Nachfrage dieser Zeitung, dass der betroffene Autobahnabschnitt nach dem Unfall für den Verkehr komplett abgesperrt gewesen sei. Es wären 13 Polizeibeamte im Einsatz gewesen. Nach Informationen dieser Zeitung war das aber nicht von Anbeginn so. Erst deutlich später sei diese Personalstärke am Unfallort erreicht worden. Anfänglich sollen etwa fünf Polizisten das Absperren und die Unfallaufnahme organisiert haben.

Kritik daran, dass zu wenigen Polizisten vor Ort waren, kam offenbar auch von den Rettungskräften. Diese mussten das Bergen beispielsweise der Schwerverletzen teils ohne polizeiliche Abischerung vornehmen.

Für Kritik am Bewältigen des Unfallgeschehens sorgte im Nachhinein die Organisation beim Abschleppen der Unfallfahrzeuge. Grundsätzlich ist jeder betroffene Autofahrer selber dafür zuständig, dass sein defektes Fahrzeug schnell abtransportiert wird. Es sei denn, er wurde verletzt. Dann stellt die Polizei das Fahrzeug sicher und organisiert das Abschleppen.

In den meisten Fällen hätten sich die Beteiligten selbstständig einen Abschleppdienst bestellt, erklärte die Polizei. Für Autos, deren Fahrer beispielsweise wegen einer Verletzung nicht mehr vor Ort gewesen seien, wurde eine Abschleppfirma mit der Sicherstellung beauftragt.

Nach Informationen dieser Zeitung soll es in einem Fall zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen zwei Fahrern von zwei Abschleppfahrzeugen gekommen sein, die sich um die Zuständigkeit für ein Unfallfahrzeug gestritten hatten. Auch sollen Fahrzeuge ohne Schlüssel und Fahrer an der Unfallstelle zurückgelassen worden sein, weil ein Abschleppunternehmen erst einmal die Menschen zu sich gefahren habe.

Das sei laut Polizei in einem Fall so gewesen. Die Beamten hätten aber darüber Bescheid gewusst. Zudem seien die Aufräumarbeiten der Autobahnmeisterei nach dem Unfall „kurzzeitig“ behindert worden, weil offenbar Fahrzeuge ohne Schlüssel und Fahrer an der Unfallstelle standen.

Sowohl Polizei als auch Rettungskräfte haben den Einsatz vom 28. April gründlich ausgewertet. Ansätze für Ermittlungen hätten sich aus dem Ablauf des Einsatzes bisher nicht ergeben, erklärte die Autobahnpolizei.