Erfurt. Thüringen hat ein bisher bundesweit einmaliges Bonusprogramm für Verbraucher aufgelegt. Wer seine Elektrogeräte reparieren lässt, statt sie wegzuwerfen, bekommt Geld vom Land - eine erste Zwischenbilanz.

Thüringens staatlicher Reparaturbonus für kaputte Elektrogeräte stößt bei umweltbewussten Verbrauchern auf Interesse. Einen halben Monat nach Start Mitte Juni seien bereits 428 Anträge gestellt worden, teilte das Umweltministerium auf Anfrage in Erfurt mit. Davon seien 266 Anträge entschieden, nur neun seien abgelehnt worden. Insgesamt habe sich das Land bisher mit mehr als 19.200 Euro an Reparaturrechnungen für Elektrogeräte beteiligt.

Das neue Programm, mit dem Thüringens Umweltministerium der Wegwerf-Mentalität begegnen will, sieht eine Kostenbeteiligung bei der Reparatur beispielsweise von Waschmaschinen, Kühlschränken oder Laptops vor. Wer sein Elektrogerät reparieren lässt statt es zu entsorgen, bekommt die Hälfte der Reparaturkosten erstattet - und zwar einmalig bis zu 100 Euro pro Person in diesem Jahr.

"Das Interesse übertrifft meine Erwartungen", sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) zu den Anträgen seit Start. "Wenn es das Handy oder die alte Nähmaschine eigentlich noch tun, aber die Reparatur unverhältnismäßig hoch ist, hilft unser Bonus." Inzwischen gebe es Interesse an dem Programm aus anderen Bundesländern, so die Grünen-Politikerin. "Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben bei uns nachgefragt." Hessen und Rheinland-Pfalz hätten sich bei der Thüringer Verbraucherzentrale gemeldet, die das Programm für das Ministerium umsetzt und die eingereichten Rechnungen und Zahlungsbelege der Verbraucher prüft.

Bonus am häufigsten für Kaffeemaschinen benutzt

Nach den ersten Erfahrungen ging es im Schnitt um Reparaturkosten pro Fall von 150 Euro, für die 75 Euro Reparaturbonus gewährt wurden, erklärte das Ministerium. Beim Alter der Geräte gebe es eine Häufung mit Kaufdatum im Zeitraum zwischen 2016 und 2018. Aber auch eine elektrische Nähmaschine aus DDR-Zeit sei darunter gewesen.

Am häufigsten wurde der Bonus laut Ministerium für die Reparatur von Kaffeemaschinen und -automaten, Geschirrspülern, Waschmaschinen, Mobiltelefone und Elektroherden genutzt. Regional die meisten Anträge seien bisher aus Erfurt sowie den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen, Gotha, Weimarer Land und dem Wartburgkreis gekommen. Laut Umweltministerium wächst die Menge an Elektroschrott pro Jahr bisher um drei bis fünf Prozent.

So funktioniert der Reparaturbonus Thüringen

  • Auf der Internetseite www.reparaturbonus-thueringen.de das Antragsformular für den Reparaturbonus inklusive Datenschutzeinwilligungserklärung und Förderbedingungen herunterladen, ausfüllen und unterschreiben.
  • Die Dokumente unterschrieben und mit Rechnung und Zahlungsnachweis per Post an die Verbraucherzentrale Thüringen senden (später wird eine elektronische Antragstellung direkt über die Projektwebseite möglich sein).
  • Die Verbraucherzentrale überweist den Bonus in Höhe von 50 Prozent des Rechnungsbetrages dann direkt zurück.

Hintergrund

Die Menge an Elektroschrott wächst jährlich um drei bis fünf Prozent. Deutschland nahm 2019 mit 19,4 Kilogramm pro Einwohner eine weltweite Spitzenposition ein. Das Europäische Umweltbüro hat ausgerechnet, dass allein die Verlängerung der Lebensdauer aller Waschmaschinen, Notebooks, Staubsauger und Smartphones im EU-Raum um nur ein Jahr rund vier Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen würde. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von zwei Millionen Autos. Eine längere Nutzungsdauer von Elektrogeräten spart aber nicht nur CO2 ein, sondern reduziert auch den Verbrauch von Metallen, seltenen Erden, Wasser und Chemikalien.

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