Die Leser dieser Zeitung, die im Schnitt – so viel Ehrlichkeit muss sein – die 50 schon längst überschritten haben, kennen das Gefühl sehr gut: Irgendwann in diesem ...

Die Leser dieser Zeitung, die im Schnitt – so viel Ehrlichkeit muss sein – die 50 schon längst überschritten haben, kennen das Gefühl sehr gut: Irgendwann in diesem endlichen Leben tut man Dinge zum letzten Mal.

Das ist kein Privileg der Generation Zeitungsleser und geht schon viel eher los, als uns bewusst ist. „Abstillen“ heißt der Entzug der Muttermilch in der Sprache der Tyrannen, auf allen Vieren zu krabbeln, kommt spätestens im Grundschulalter nicht mehr so richtig gut, und der Bedarf an „Bibi und Tina“ ist bis zur Pubertät für den Rest des Lebens gedeckt, das danach vermeintlich ja erst richtig anfängt.

Doch ehe man sich versieht, schließen sich die Zeitfenster schneller als einem lieb sein kann. Jedes Jahr, das man älter wird, wird ein Vergnügen gestrichen. Vollrausch mit Filmriss, Skat bis zum Morgengrauen, einen Schmetterball beim Volleyball ins Angriffsfeld dreschen, ohne Nachdenken mit Skiern die schwarze Piste runterdonnern, zu Hause rumhängen und einfach nichts machen, Pläne schmieden für den Umsturz der Regierung. Das meiste davon vermisst kein Mensch. Doch ehe man sich versieht, ist man 30 und bekommt eine Ahnung, dass man nicht ewig jung bleibt.

Das, liebe Nachgeborene, ist aber nur der zarte Vorgeschmack auf das, was die nächsten 30 Jahre passiert. Das letzte Mal Fremdgehen, das letzte Mal befördert werden, das letzte Mal rebellieren. Danach beginnen die ultimativen Dinge. Das letzte Auto, das letzte schmerzfreie Erwachen, der letzte Sex.

Irgendwann – vielleicht schon morgen – werde ich zum letzten Mal auf gedrucktem Papier über eine Kommunalwahl im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt schreiben. Seien Sie so nett und wählen sie die Guten!

Schönes Wochenende!