Stellen Sie sich vor, man stellt einen abgemagerten Hund, der auf dem Fensterbrett sitzt, vor die Wahl, zu seinem vertrauten Herrchen, das ihn nicht immer verwöhnt hat, ins Wohnzimmer zu kommen oder in Nachbars Garten zu springen, wo jemand mit der Wurst wedelt. Wie auch immer er sich entscheidet: Es wird Leute geben, die darüber aus tiefster Überzeugung den Kopf schütteln.

So ähnlich müssen sich die Katzhütter gefühlt haben, als sie über die Zukunft ihres notorisch klammen Ortes zu entscheiden hatten. Als eine Mehrheit des Gemeinderates nach der Wurst griff und einen Anschluss des Ortes an Großbreitenbach beschloss, schüttelte die knappe Hälfte der Bürger den Kopf. Die andere Hälfte applaudierte. So blieb es bis heute.

Was aber bis heute keiner laut ausgesprochen hat: Man kann beides haben, die Wurst und die Vertrautheit der Strukturen des Schwarzatals. Dazu müsste aber mehr Ehrlichkeit in die Debatte einziehen. Mit der Zuspitzung auf die Frage „Erhalt der Selbstständigkeit“ oder „Anschluss an Großbreitenbach“ hat sich die BI „Pro Katzhütte-Oelze“ selbst des Argumentes Geld beraubt. Fusionsprämie und Entschuldungshilfe, auf die man vor Ort reflektiert, sind nicht an den Wechsel in den Ilmkreis gebunden. Das Geld steht Katzhütte auch dann zu, wenn man sich der neuen Landgemeinde Schwarzatal anschließt, also den Orten, mit denen es schon jetzt die engsten Verflechtungen gibt: Meuselbach-Schwarzmühle, Mellenbach-Glasbach, Oberweißbach.

Deshalb sollte bei einem neuen Bürgerentscheid, wie er nun denkbar wird, nicht zwischen Wurst und Käse gewählt werden, sondern auf Augenhöhe zwischen Schwarzataler und Großbreitenbacher Happen.

Dazu müssten allerdings einige über ihren Schatten springen. Wenn es den Freunden des Schwarzatals tatsächlich um gewachsene Strukturen und Traditionen geht, sollten sie den großen Wurf wagen. Und wenn es den Großbreitenbach-Befürwortern tatsächlich darum geht, dass Katzhütte wieder finanziell handlungsfähig wird, sollte es ihnen egal sein, für welche Fusion das Steuergeld fließt.

Egal, wie dieses Bürgerbegehren ausginge: Katzhütte bekäme in jedem Fall eine Millionenhilfe vom Land und hätte die Chance auf eine Befriedung der Befindlichkeiten. Was inzwischen fast wichtiger ist, als die Frage nach der Wurst.

Hitzige Katzhütte-Debatte im Landtag