Wer den sogenannten Schlüpfermarkt verbannen will, wird unweigerlich mit einer Sozialdebatte konfrontiert: Was ist mit einkommensschwachen Familien? Haben nicht auch weniger Begüterte ein Recht, ihre Konsumbedürfnisse im Stadtzentrum zu befriedigen?

Ein schwieriges Thema. Dass Jenas Kaufleute in der Umfrage eindeutig Stellung beziehen, nimmt nicht wunder: Die Händler stehen in den Straßen, direkt vor den Geschäften und versperren den Blick aufs Schaufenster. Und teilweise dürften sie in dem Markt eine Konkurrenz sehen.

Wenn wir uns an die Anfänge erinnern, ging es nicht allein ums Geld: Fliegende Händler boten Waren feil, die es damals in den Geschäften nicht gab. Ist das heute anders? Ein Kollegin berichtete, wie schwer ist es, Waschlappen für Kleinkinder zu finden. Dort gibt es sie.

Geschmäcker sind verschieden. Und es gibt ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Zu überarbeiten ist das Konzept allemal: Müssen es monatlich vier Tage in der Woche sein? Müssen sich die Stände irgendwie planlos durchs Zentrum ziehen? Wie lassen sich jene Tage nutzen, an denen der Grüne Markt nicht auf dem Marktplatz zu finden ist? Oder ist sogar eine Nebeneinander von Schlüpfermarkt und Grünem Markt denkbar? Ein bunter Markt also, auf dem es neben Obst- und Gemüsesorten, Käse und Fleisch auch Handtücher, Schuhe und anderes mehr gibt.

Bunter Markt klingt gut. Verabschieden wir uns vom Schlüpfermarkt und dem Volksmund. Das wäre fair gegenüber jenen Händlern, die auch nur Geld verdienen wollen.

Kritik der Innenstadt-Initiative: Schlüpfermarkt schadet Jena