Erfurt/Leipzig. Mit Entrüstung hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf Berichte und Aufnahmen der „Querdenken“-Proteste in Leipzig reagiert.
„Mir fehlt jedes Verständnis für solche Schilder und für das Akzeptieren dieser in dem Aufmarsch“, schrieb Ramelow am Sonntag bei Twitter. Dazu teilte er ein Video, das Protest-Teilnehmer mit Schildern zeigte, auf denen Politiker und Wissenschaftler in Sträflingskleidung dargestellt wurden. Ähnliche Schilder waren auch bereits bei einer Anti-Corona-Demonstration in Berlin zu sehen und trafen auf scharfe Kritik.
Der Arzt und AfD-Bundestagsabgeordnete Robby Schlund aus Gera hatte auf der Demo Ende August in der Bundeshauptstadt ein Transparent getragen, auf dem der Berliner Virologe Christian Drosten in gestreifter Kleidung mit der Aufschrift „schuldig“ zu sehen war. Dafür wurde er vielfach kritisiert. Schlund selbst sprach von „politischer Satire“, die vom Grundgesetz gedeckt sei. Er habe das Plakat nicht erstellt, es aber zeitweise gehalten.
DJU: Mindestens 32 Attacken auf Reporter
„Wer Journalisten und Polizisten angreift, der hat es mit dem Friedlichen nicht so und will den Demokratischen Rechtsstaat nicht respektieren“, kritisierte Ramelow die Ereignisse in Leipzig. Bei den Protesten am Samstag kam es zu Schlägereien zwischen Teilnehmern und Gegendemonstranten, Böller, Raketen und Rauchtöpfe wurden gezündet, Gegenstände flogen auf die Polizei. Die Journalistengewerkschaft DJU meldete am Abend mindestens 32 Attacken auf Reporter, die im Wesentlichen von „Querdenken“-Teilnehmern ausgegangen seien. Die Polizei bestätigte, dass Journalisten angegriffen wurden.
Verhöhnung von Millionen ermordeter Menschen
Ramelow kritisierte bei Twitter auch die Aufmachung einer Protest-Teilnehmerin, die auf einem Foto ein Schild mit dem Symbol eines Judensterns trug. „75 Jahre nach Auschwitz, Buchenwald, Dora und 85 Jahre nach den NS Rassegesetzen derartig aufzutreten ist eine Verhöhnung von Millionen ermordeter Menschen. Wer so etwas duldet, der macht sich mitschuldig. Pfui!“, schrieb der Regierungschef.
Auch Thüringens Beauftragter für jüdisches Leben, Minister und Staatskanzlei-Chef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), hatte das Auftreten der Frau harsch kritisiert. Er schrieb beim Kurznachrichtendienst „Die Instrumentalisierung und gleichzeitige Verharmlosung des Holocausts ist der stetige Begleiter der Coronaleugner, die heute unter anderem in Leipzig demonstrieren.“
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