Berlin. Der Industriepräsident Siegfried Russwurm positioniert sich deutlich: Sieg der AfD hätte gravierende Folgen für Deutschland.

Angesichts weiterhin starker Umfragewerte für die AfD in Bund und Ländern hat der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, vor den Folgen gewarnt, sollte die in Teilen als rechtsextrem geltende Partei bei kommenden Wahlen stärkste Kraft werden.

Deutschland lebe von Weltoffenheit und internationalem Handel wahrscheinlich mehr als fast alle anderen großen Länder der Welt, sagte Russwurm dieser Redaktion. „Eine politische Bewegung, die die Wende rückwärts zu Nationalismus beschwört, ist schädlich für dieses Land: für die Wirtschaft und für Ansehen und Erfolg Deutschlands im globalen Kontext. Wir tun gut daran, uns den Aussagen der AfD auch öffentlich deutlich entgegenzustellen: Klar zu sagen, sie zu wählen, ist kein harmloser Protest, sondern das ist eine Partei, die schädlich ist für die Zukunft unseres Landes und von uns allen“, erklärte er. Mehr zur AfD: Die wichtigsten Politikerinnen und Politiker der Partei

AfD: Russwurm für deutliche Positionierung der Wirtschaft

Hintergrund für die Äußerungen Russwurms sind die drei Landtagswahlen im kommenden Jahr in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In allen drei Ländern liegt die AfD laut Umfragen in der Wählergunst weit vorne. Erst am Sonntag war im sächsischen Pirna mit dem parteilosen Politiker Tim Lochner erstmals ein AfD-Kandidat zum Oberbürgermeister gewählt worden. In Sachsen war die Partei kürzlich als gesichert rechtsextremistisch eingestuft worden. Erste Politiker fordern, eine solche Einstufung auch bundesweit vorzunehmen.

Wegen der anstehenden Wahlen hatten sich zuletzt bereits Teile der Wirtschaft gegen die AfD positioniert, darunter auch der Technologiekonzern Jenoptik mit Hauptsitz im thüringischen Jena. Russwurm sagte, er begrüße dieses Engagement. „Es geht nicht um die Frage, wähle ich die eine oder andere demokratische Partei. Sondern bei der AfD geht es um die Frage, Schaden von unserem Land fernzuhalten und den Menschen dafür die Augen zu öffnen. Ich freue mich über jeden Kollegen und jede Kollegin aus den Unternehmen, die das ganz klarmachen.“

Fordert eine gesellschaftliche Bewegung gegen die AfD und schließt ausdrücklich die Wirtschaft darin ein: BDI-Präsident Siegfried Russwurm.
Fordert eine gesellschaftliche Bewegung gegen die AfD und schließt ausdrücklich die Wirtschaft darin ein: BDI-Präsident Siegfried Russwurm. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder

AfD stärkste Kraft? Für Deutschland würde das Werben um ausländische Fachkräfte schwer

Gleichzeitig forderte der BDI-Präsident „eine gesellschaftliche Debatte, eine gesellschaftliche Bewegung, um den Menschen die Konsequenzen aufzuzeigen“. Die AfD sei schlecht für dieses Land, auch, weil sie ein Klima von Hass, Polarisierung und Ausgrenzung befeuere, so Russwurm.

Wenn man dann auch noch Sorge haben muss, auf der Straße offen angefeindet zu werden, ist das zutiefst abschreckend und auch nicht durch Geld und hochwertige Arbeit zu reparieren.
Siegfried Russwurm

Sollte die AfD bei einer der nächsten Wahlen stärkste Kraft werden, befürchte er gravierende Folgen für den Standort Deutschland im Werben um ausländische Fachkräfte. Bereits heute sei Deutschland nicht in allem das attraktivste Land für hoch qualifizierte ausländische Arbeitnehmer. „Wenn man dann auch noch Sorge haben muss, auf der Straße offen angefeindet zu werden, ist das zutiefst abschreckend und auch nicht durch Geld und hochwertige Arbeit zu reparieren“, erklärte Russwurm.

Neuen Umfragen zufolge erlebt die AfD gerade im Osten Deutschlands derzeit einen enormen Zulauf. Einer repräsentativen Befragung des Meinungs­forschungs­instituts Verian im Auftrag des „Spiegel“ zufolge würden derzeit gut 32 Prozent der Befragten AfD wählen, wenn am Sonntag Bundestags­wahl wäre. Bislang ist es der AfD noch nie gelungen, bei einer Landtagswahl stärkste Kraft zu werden. Bei den aktuellen Umfrage­werten könnte sich das jedoch Jahr ändern. 2024 finden drei Landtags­wahlen in ostdeutschen Bundesländern statt. In Sachsen und Thüringen sind die Wahlen am 1. September, in Brandenburg am 22. September.