Berlin. Es sind vor allem einige bekannte Politikerinnen und Politiker, die das Image der AfD prägen. Die Wichtigsten von ihnen im Überblick.

Kaum eine Partei hat in den vergangenen Jahren für so viel Aufsehen im deutschen Politikbetrieb gesorgt wie die AfD. Viel davon war gezielte Provokation der in Teilen rechtsextremen Bewegung. Weniger beabsichtigt war wohl das Personalkarussell, mit dem die Partei für Schlagzeilen sorgte: Gleich drei ehemalige Vorsitzende – Bernd Lucke, Frauke Petry und Jörg Meuthen – verabschiedeten sich lautstark. Letzterer warf seiner einstigen politischen Heimat dabei vor, nicht länger „auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ zu stehen.

Inzwischen wird die AfD von Kräften aus dem rechten und zum Teil rechtsextremen Parteiflügel dominiert. Gemäßigtere Politikerinnen und Politiker haben die Partei verlassen – oder üben keinen nennenswerten Einfluss mehr aus. Unsere Übersicht zeigt die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten Alternative für Deutschland.

Bundessprecher und Fraktionschef der AfD: Tino Chrupalla

Wie viele AfD-Mitglieder war auch Tino Chrupalla einst Teil der CDU. 2015 trat er jedoch in die AfD ein und machte in der Partei schnell Karriere. 2017 wurde er Vorsitzender des Kreisverbands Görlitz und zog als Direktkandidat in den Bundestag ein. Nur zwei Jahre später wurde er zu einem der beiden Vorsitzenden, den sogenannten Bundessprechern, der Partei gewählt. Seit 2021 ist er mit Alice Weidel Vorsitzender der AfD-Fraktion im Bundestag.

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Der Malermeister wurde am 14. April 1975 in Weißwasser in der Oberlausitz (Sachsen) geboren. Politisch vertritt er rechtspopulistische Positionen, äußerte sich geschichtsrevisorisch – unter anderem in Bezug auf die Zahl der Opfer während der Luftangriffe auf Dresden – und zweifelte vor allem während der Corona-Pandemie wiederholt offizielle Zahlen und belegte Fakten an. Für Schlagzeilen sorgte Chrupalla, als er 2023 trotz des russischen Überfalls auf die Ukraine an einem Empfang der russischen Botschaft anlässlich des Jahrestags des Siegs der Alliierten über Nazi-Deutschland teilnahm.

Tino Chrupalla ist einer der beiden Bundessprecher der AfD.
Tino Chrupalla ist einer der beiden Bundessprecher der AfD. © Funke Foto Services | Sascha Fromm

Bundessprecherin und Fraktionschefin der AfD: Alice Weidel

Alice Weidel, geboren 1979, ist neben Tino Chrupalla die zweite Bundessprecherin der AfD. Diesen Posten hat die promovierte Ökonomin seit 2022 inne. Zuvor war sie bereits Sprecherin des AfD-Landesverbandes Baden-Württemberg sowie Spitzenkandidatin ihrer Partei bei den Bundestagswahlen 2017 und 2021. Mit Chrupalla führt sie auch die AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag an.

Weidel ist bekannt für ihre liberale Haltung in der Wirtschaftspolitik und ihre Kritik an der EU und der Einwanderungspolitik Deutschlands. Sie vertritt eine konservative Agenda und ist oft wegen ihrer scharfen Rhetorik und kontroversen Äußerungen in den Schlagzeilen. Für Aufsehen sorgte sie unter anderem mit dieser Aussage: „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“

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Die Politikerin, die in Ostwestfalen aufwuchs, lebt inzwischen mit ihrer aus Sri Lanka stammenden Lebensgefährtin Sarah Bossard in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft in der Schweiz. Ihren Hauptwohnsitz hat Weidel nach eigenen Angaben dennoch in Überlingen am Bodensee. Das Paar hat zwei Kinder. Als „queer“ will die AfD-Frau trotz ihrer Beziehung nicht bezeichnet werden. In einem Interview betonte sie: „Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne.“

Als Co-Chefin neben Tino Chrupalla führt sie die AfD: Alice Weidel.
Als Co-Chefin neben Tino Chrupalla führt sie die AfD: Alice Weidel. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Infos und Fakten: Die AfD im Steckbrief

ParteiAlternative für Deutschland (AfD)
Gründung6. Februar 2013
IdeologieRechtspopulismus, Nationalkonservatismus, EU-Skepsis
VorsitzendeTino Chrupalla und Alice Weidel (Stand: April 2023)
Fraktionsstärke83 Abgeordnete im Bundestag (Stand: April 2023)
Bekannte MitgliederJörg Meuthen (ehemals), Alexander Gauland, Björn Höcke

Alexander Gauland: Ehrenvorsitzender der AfD

Er ist eines der wenigen Gründungsmitglieder der AfD, die die Partei noch nicht verlassen haben: Alexander Gauland. Der langjährige CDU-Politiker wurde 2013 Teil der sogenannten Alternative für Deutschland und ist heute ihr „Ehrenvorsitzender“. Von 2017 bis 2019 war er Bundessprecher, 2017 bis 2021 Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag. Gerade wegen seiner Medienkritik interessant: Gauland war von 1991 bis 2005 Herausgeber der Tageszeitung „Märkische Allgemeine“.

Der AfD-Politiker vertritt nationalistische Ansichten und strebt eine konservative, „geistig-moralischen Wende“ in Deutschland an. Er hat wiederholt Kontroversen ausgelöst, vor allem durch seine Äußerungen zur Einwanderungspolitik und zur deutschen Geschichte. Seine Aussage, Hitler und der Nationalsozialismus seien in 1000 Jahren deutscher Geschichte nur ein „Vogelschiss“, sorgte selbst innerhalb seiner Partei für Kritik.

Alexander Gauland (AfD) während einer Sitzung im Deutschen Bundestag.
Alexander Gauland (AfD) während einer Sitzung im Deutschen Bundestag. © Tobias SCHWARZ/AFP | Unbekannt

Beatrix von Storch: Stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag

Beatrix von Storch gehört dem rechtskonservativen Flügel der AfD an. Sie war von 2019 bis 2022 stellvertretende Bundessprecherin der Partei, seit 2017 ist sie stellvertretende Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag. Die geborene Herzogin von Oldenburg ist die Enkelin von Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, der als Reichsfinanzminister dem NS-Regime angehörte und als Kriegsverbrecher verurteilt wurde.

Von Storch ist in konservativen und rechten Politiknetzwerken aktiv, die sie zum Teil selbst gegründet hat. Sie wird von Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftlern als konservativ bis reaktionär eingestuft. Die Politikerin inszeniert sich als Kämpferin gegen eine vermeintliche „Genderideologie“ und für ein traditionelles Familienbild. 2016 wurde ihr Konto gepfändet, weil sie sich geweigert hatte, Rundfunkbeitrag zu bezahlen.

Rechtsaußen-Politiker in der AfD: Björn Höcke

Björn Höcke ist ohne Zweifel eine der umstrittensten Figuren innerhalb der AfD. Der in Rheinland-Pfalz aufgewachsene Historiker und ehemalige Gymnasiallehrer trat 2013 in die AfD ein und war Mitbegründer des thüringischen Landesverbandes. 2014 wurde er in den Thüringer Landtag gewählt und übernahm den Fraktionsvorsitz.

Höcke ist für seine kontroversen und polarisierenden Äußerungen bekannt. Er kritisiert regelmäßig die deutsche Erinnerungskultur und ruft dazu auf, eine „erinnerungspolitische 180-Grad-Wende“ in Bezug auf die NS-Zeit vorzunehmen. Homophobe, rassistische und antisemitische Äußerungen sowie seine Nähe zu rechten und rechtsextremen Gruppen haben zu innerparteilichen Konflikten sowie zu heftigen öffentlichen Debatten geführt.

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Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke während seiner Rede bei einer Demonstration.
Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke während seiner Rede bei einer Demonstration. © Thueringer Allgemeine | Sascha Fromm

Höcke repräsentiert den rechtsnationalen Flügel der AfD und ist daher eine zentrale Figur in der Partei. Trotz zahlreicher Kontroversen und einem Ausschlussverfahren, das 2019 gegen ihn eingeleitet wurde, konnte er seine Position in der Partei halten und stärken. Gleichzeitig wird er vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft und überwacht.

Stellvertretender Bundessprecher der AfD: Stephan Brandner

Stephan Brandner trat bereits 2013 in die neu gegründete AfD ein, zuvor war er CDU- und CSU-Mitglied. Bei der Bundestagswahl 2017 gelang es ihm, über die Landesliste Thüringen in den Deutschen Bundestag einzuziehen. Dort war er von 2018 bis 2019 Vorsitzender des Rechtsausschusses, wurde aber aufgrund seiner umstrittenen Aussagen und seines Verhaltens von diesem Posten abgewählt – eine Premiere in der Geschichte des Bundestags. Seit 2019 ist Brandner einer von drei stellvertretenden Bundessprechern der AfD.

Von 2014 bis 2017 war Brandner Mitglied des Landtags von Thüringen. Bis heute gilt er als enger Vertrauter des thüringischen AfD-Fraktionschefs Björn Höcke und wird dem völkisch-nationalistischen Flügel seiner Partei zugeordnet. Im Sommer 2020 löste Brandner einen Polizeieinsatz aus, weil er sich in einem Zug der Deutschen Bahn weigerte, die wegen der Corona-Pandemie vorgeschriebene Maske zu tragen.

Stephan Brandner bei einer Sitzung des Deutschen Bundestags.
Stephan Brandner bei einer Sitzung des Deutschen Bundestags. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Maximilian Krah: Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl

Bereits seit 2019 ist der AfD-Politiker Maximilian Krah Mitglied des Europäischen Parlaments. Bei der Europawahl 2024 führt er seine Partei als Spitzenkandidat an. Vor seinem AfD-Beitritt 2016 war Krah Mitglied der CDU. Er ist promovierter Anwalt, wuchs in Dresden auf und hat acht Kinder von drei Frauen.

Krah hat Kontakte zur „Neuen Rechten“ und wird vom Verfassungsschutz als völkisch-nationalistisch, fremdenfeindlich und verfassungsfeindlich eingestuft. Für Aufsehen sorgte er durch die Beschäftigung eines Mitarbeiters, der in der rechtsextremen Szene Frankreichs aktiv war und als Angestellter des Rassemblement National wegen eines antisemitischen Kostüms entlassen wurde.

Er führt die AfD als Spitzenkandidat in den Europawahlkampf: Maximilian Krah.
Er führt die AfD als Spitzenkandidat in den Europawahlkampf: Maximilian Krah. © Jens Schlueter/Getty Images | Unbekannt

Krah ist sehr aktiv in den sozialen Medien und versucht dort vor allem junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen. In TikTok-Videos bezeichnet er moderne Feministinnen als „hässliche und grässliche Menschen“ und verbreitet Verschwörungsmythen über eine vermeintliche Umvolkung oder eine angebliche „Woke“-Machung von Konzernen durch Finanziers. In einem weiteren Clip rät er Singles: „Echte Männer sind rechts, dann klappt es auch mit der Freundin.“