Heiligenstadt. Der Eichsfelder Landrat Werner Henning (CDU) sieht in Bodo Ramelow (Linke) den, der jetzt regieren sollte.

Thüringen steht ohne Regierung da, das hätte nach Ansicht des CDU-Landrats Werner Henning nicht sein müssen. Schon unmittelbar nach der Landtagswahl hatte er gefordert, eine Zusammenarbeit mit der Linken einzugehen – wohl wissend, dass sich die Thüringer CDU dann einem Beschluss des Bundesparteitages widersetzen würde. Dem Kommunalpolitiker (63), der keine Ambitionen auf Politik auf Landesebene hat, geht es nicht um den Beschluss. Die CDU müsse, sagt er, „mit für die Wahl eines Regierungschefs sorgen, der auch in der Lage ist, Minister für konkrete Ressorts zu bestellen“.

Henning macht keinen Hehl daraus, wen er für den Geeigneten hält: „Nach Lage der Dinge kann das zurzeit nur Herr Ramelow leisten.“ Weil die Union sich beim Thema Neuwahlen zurückhaltend gibt, fordert Henning die Fraktion auf, sich mit der dann gebildeten Regierung zu arrangieren. „Aber nicht mehr mit schwachen Versprechungen, sondern mit belastbaren vertraglichen Vereinbarungen. Ganz gleich, ob man das nun Zweckvereinbarung oder Koalition nennt. Auf die Substanz kommt es an“, sagt Henning, seiner Maxime folgend, das Parteibuch stets etwas weiter hinten anzustellen. Gleichwohl kann auch er mit dem Zustand der Landespartei, die im Eichsfeld historisch ihre Kernwählerschaft hat, nicht zufrieden sein.

Henning wünscht sich, dass es in der Politik möglich ist, einem jeden zuzugestehen, sich ernsthaft um ein anständiges und respektvolles Verhalten zu bemühen. „Meine Übersetzung dafür wäre der ernsthafte Vorsatz, weitestgehend ohne Feindbilder in der Politik auszukommen“, sagt Henning. Für die CDU bedeutet das aus seiner Sicht, dass das „C“ im Parteinamen wieder im Sinne einer Handlungsmaxime zu übersetzen wäre – im Sinne der christlich-abendländischen Kultur. „Der Wähler wird auf dem Stimmzettel über die Glaubhaftigkeit und Werthaltigkeit dieses hohen Anspruchs entscheiden“, meint Henning. Dennoch zeigt sich der Christdemokrat überzeugt, dass Neuwahlen in Thüringen die „Staatswelt noch einmal gründlich auf den Prüfstein“ stellen können.

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