Erfurt. Am Thüringer Landtag soll ein Mahnmal an die Opfer des NSU erinnern. Jetzt steht fest, wie es aussehen soll.

Die Stahlkonstruktion erinnert an einen Laubengang, nur fehlt die Leichtigkeit. Ein Ort, vor dem man nicht stehen bleibt, in den man sich hineinbegibt. Oder dem man sich aussetzt. In den Torbögen sind die Namen der Opfer des NSU so eingelasert, dass sie wie Schatten auf die Besucher fallen. Manchmal als harte Konturen, manchmal weich, je nachdem, wie das Licht fällt. So wie Erinnerungen es auch sind. Mal scharf, mal verschwimmend, aber immer gegenwärtig.

Der Entwurf einer Erinnerungsstätte an die Menschen, denen der rassistische Terror der NSU das Leben nahm, stammt vom Stuttgarter Künstlerduo Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper und wurde am Donnerstag als Siegerentwurf begannt gegeben.

Der Wettbewerb geht auf einen Beschluss des Thüringer Landtags 2017 zurück, einen solchen Ort der Erinnerung und Mahnung zu schaffen. In dem Bundesland wo die Täter sozialisiert wurden und wo sie untertauchten. Was das Land in eine besondere Verantwortung nehme, so Kultursaatsekretärin Tina Beer, dieses Mahnmal soll ein Ausdrucken sein. Im Frühjahr 2024 soll es gegenüber dem Landtag fertig gestellt sein. 15 Künstlerinnen und Künstler hatten ihre Arbeiten eingereicht, die jetzt in einer Ausstellung im Erfurter Gedenkort Topf und Söhne zu sehen sind. Die Entscheidung für den Stuttgarter Entwurf fällten die Preisrichter einstimmig, teilte die Juryvorsitzende Leonie Baumann mit. Vor allem aber: Auch die Angehörigen der NSU-Opfer waren sich in dieser Wahl einig.

Dass die Familien der Ermordeten in den Entscheidungsprozess eng eingebunden werden, gehörte von Anfang an zu den Intentionen. Die Angehörigen haben das sehr geschätzt, betonte Barbara John, die sie als Ombudsfrau vertritt. Es gebe inzwischen zwar an fast allen Täterorten Denkmale, doch vor allem in der Anfangszeit ihrer Entstehung habe man die Familien nicht beteiligt. Für das Votum der Angehörigen war auch der Sicherheitsaspekt wichtig, erklärte Barbara John. Ein Mahnmal in dieser Gestaltung könnte nicht so einfach beschädigt und geschändet werden.

Eine emotionale Konfrontation mit den Folgen rassistischen Terrors soll das Mahnmal sein, aber auch ein Ort der Information und Aufklärung, abrufbar über QR-Codes. Die Angehörigen sollen bei den Inhalten einbezogen werden, die auch wechseln können. Ein Prozess, weil unter Aufarbeitung kein Schlussstrich zu ziehen ist. Die Schatten an diesem Ort sollen auch an das Versagen der Behörden erinnern.