Jena. Das Führungsteam des Pandemiestabes in Jena kritisiert die Landesregierung und hat damit Erfolg.

Das Führungsduo des Jenaer Krisenstabes fürchtet, mit zu schnellen Lockerungen die Erfolge beim Kampf gegen die Corona-Pandemie zu gefährden. Zudem warnt die Stadt vor zu stark differierenden Regelungen in Thüringen. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog.

Keine unkoordinierte Freigabe zulassen

Die Führungskräfte des Krisenstabes, Sicherheitsdezernent Benjamin Koppe (CDU) und Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD), freuen sich, dass schnelles und stringentes Handeln in den vergangenen Monaten nun in vielen Bereichen die Rückkehr zu mehr Normalität ermöglicht. Deshalb hätten sie kein Verständnis dafür, diese Erfolge durch zu schnelle, unkoordinierte Lockerungen aufs Spiel zu setzen.

„Ein Überbietungswettbewerb gefährdet genau die bisherigen Erfolge, für die viele Bereiche der Wirtschaft einen hohen Preis gezahlt haben“, sagt Gerlitz. „Wenn aufgrund der Infektionsgefahr die Grundschulen bis zu den Sommerferien die Kinder nur einen Tag die Woche unterrichten können, die Kneipen aber am besten sofort öffnen sollen, sind unsere Prioritäten durcheinandergeraten.“

Koppe hatte vor einem Flickenteppich an Regelungen gewarnt: „Das verwirrt die Bürger, wenn sich von Landkreis zu Landkreis die Normen ändern.“ Zugleich seien die lokalen Gesundheitsämter in vielen Städten und Kreisen bereits jetzt überlastet, so dass sie weitere Aufgaben nicht stemmen könnten. Das Land will nun in seiner Verordnung reagieren und doch klarere Vorgaben machen.

Hygienepläne dürfen kein Feigenblatt sein

Einen verbindlichen Rahmen und klare Fahrpläne erwartet der stellvertretende Stabschef, Bürgermeister Gerlitz: Der Verweis auf strenge Hygienepläne dürfe kein Feigenblatt sein. Diese seien oft von Branchenverbänden aufgestellt und nicht von Infektionsmedizinern. Zudem fehle in den Gesundheitsämtern das Personal, um diese Konzepte oder deren Einhaltung auch nur stichpunktartig zu prüfen.

Die Stadt Jena hatte sich in der Corona-Krise als Vorreiter bei Schutzmaßnahmen etabliert. Sie führte als erste eine Maskenpflicht ein, die später auf das ganze Bundesgebiet ausgeweitet wurde.