Erfurt. Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz plant eine Reduzierung der Standorte für die Vollausbildung von Priestern. Erfurt soll nur noch die zweijährigen Pastoralkurse behalten.

Das Priesterseminar in der Thüringer Landeshauptstadt steht möglicherweise vor gravierenden Veränderungen seiner Ausbildungsstruktur. Wie die deutsche Bischofskonferenz mitteilte, habe man sich eine Arbeitsgruppe in einem mehrmonatigen geistlichen Prozess mit der Qualitätssicherung der Priesterausbildung in Deutschland befasst. Die Ergebnisse wurde am Dienstag den Bischöfen vorgetragen. Zuerst hatte der MDR darüber berichtet. Vor Ort stößt dies allerdings auf wenig Gegenliebe.

Mit dem Bericht reagiert die Bischofskonferenz auf die niedrigen Kandidatenzahlen in den derzeitigen Ausbildungsstätte. In dem Bericht heißt es, dass die ganzheitliche Ausbildung von Kandidaten für das Priestertum hinreichend große Lerngruppen und Ausbilder in Vollzeit erfordere, aber auch akademische Orte, die eine gemeinsame Ausbildung aller pastoralen Dienste gestatten. Dafür werde nun eine Gewichtung der Ausbildungsstandorte vorgenommen.

Künftige Studienorte wohl nur noch München, Münster und Mainz

Als künftige Studienorte für die Priesterausbildung werden München, Münster und Mainz vorgeschlagen. In Erfurt sollen in Kooperation mit Paderborn Pastoralkurse stattfinden. Dabei handelt es sich um die unmittelbare, zweijährige Vorbereitung der Seminaristen auf die Priesterweihe im Anschluss an das Studium. Die bundesweite Ausbildung Spätberufener ohne akademischen Abschluss soll das Studienhaus auf Burg Lantershofen (Rheinland-Pfalz).

Die bundesweite Ausbildung Spätberufener ohne akademischen Abschluss übernimmt das Studienhaus auf Burg Lantershofen (Rheinland-Pfalz).

Das Papier ist die Grundlage für weitere Diskussionen und Überlegungen, heißt es. Eine Entscheidung über die Standorte ist nicht gefallen.

Am Erfurter Priesterseminar zeigte man sich am Mittwochvormittag überrascht. Man sei bisher leider nur wenig eingebunden gewesen in die Entscheidung und zum Teil verwundert über das vorgelegte Papier, sagte Regens Ansgar Paul Pohlmann. "Nach dem derzeitigen Stand würde es die Priesterausbildung nur noch an westdeutschen Standorten geben. Uns bleibt sehr daran gelegen, in der ostdeutschen Diaspora weiter Priester konkret für die ostdeutsche Situation auszubilden. Wir halten es für wichtig, dass weiter Priester aus Ostdeutschland kommen und werden deshalb um den Ausbildungsstandort Erfurt kämpfen", so der Seminarleiter.

Die Zahl der Priesterweihen in der deutschen katholischen Kirche hat sich seit Jahren auf einem niedrigen Niveau eingependelt: 2018 waren es 60 in den 27 Bistümern. In Erfurt studieren zur Zeit drei Priesteramtskandidaten aus zwei Diözesen.

Erfurter Priesterseminar bildet seit 1952 Priester aus

Das Erfurter Priesterseminar wurde 1952 auf Initiative der Ordinarien Berlin, Meißen, Fulda, Paderborn, Osnabrück, Würzburg und Breslau hin gegründet, die für die Katholiken in Ostdeutschland zuständig waren. Es war und ist die einzige Ausbildungsstätte für Priester in den fünf ostdeutschen Bundesländern.

Bislang dauert das Studium acht Jahre und schließt neben dem abschließenden Pastoralkurs eine einjährige Lebens-, Glaubens- und Sprachschule (Propädeutikum) und eine fünfjährige Studienphase ein. Im Pius-Kolleg, eine christliche Wohngemeinschaft für angehende Priester, Theologen sowie Studenten anderer Fachrichtungen, leben insgesamt 23 Studierende. Dieses fachübergreifende Zusammenleben sei bundesweit einzigartig und wichtig für Erfahrungshintergrund der angehenden Geistlichen, sagt Regens Ansgar Paul Pohlmann. Für die theologische Ausbildung ist das Seminar eng verbunden mit der Katholischen Theologie an der Uni Erfurt.