Ines Jahn-Werner ist Diakonin und Fachbereichsleiterin Migration und Flüchtlingshilfe der Diakonie Ostthüringen und schreibt über Gottes und unsere Aufgabe

Im größten Menschengedränge kann man leicht den Überblick und somit auch seine Begleitung verlieren. Ein unaufmerksamer Augenblick, eine kurze Ablenkung und der Freund oder die Bekannte sind in der Menschenmenge verschwunden. Jetzt heißt es: kurz konzentrieren, die Menge absuchen und mit etwas Glück ist die gesuchte Person wieder an unserer Seite.

Ebenso erfordert es höchste Konzentration seinem Vordermann im Gedränge dabei nicht in die „Haxen“ oder auf die Füße zu treten oder schlimmer noch, auf diesen zu stehen.

Und doch reicht bereits eine Sekunde, in Gedanken versunken und es ist passiert: Ich bin meinem Gegenüber zu nah gekommen und blicke in ein schmerzerfülltes Gesicht, welches meine Unachtsamkeit offenbart.

„Der Herr wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.“ (Psalm 121,3)

Wir erwarten von Gott dauerhafte Aufmerksamkeit und dass er unseren Weg begleitet sowie beschützt. Die heutige Losung bestätigt dies. Der Psalm ist ein Pilgerlied und lässt den Reisenden auf göttlichen Schutz vor drohenden Gefahren hoffen.

Der Herr ist dauerhaft aufmerksam und um uns besorgt. Doch auch wir sind aufgerufen, auf unserer Reise des Lebens achtsam mit Mitmenschen, unserem Gegenüber zu sein.

Man sollte seinen Weg nicht einfach bestreiten, denn ein Blick nach rechts und links lohnt sich. Man sieht und findet andere Menschen, die unsere Wege in der Gemeinschaft begleiten und wenn wir hinterfragen, wie es dem anderen geht, ob man Sorgen hat oder Hilfe benötigt, dann sind wir nicht allein und können uns helfen sowie beschützen. Manchmal reicht auch schon ein liebevolles Wort, eine helfende Hand oder auch nur ein offenes Lächeln.