Bad Köstritz. Der 20-Jährigen reizt das sehr genaue Arbeiten, es macht ihr Spaß, penibel zu sein. Sie würde gern in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben.

Letztlich war es doch das Schülerpraktikum in der achten Klasse, das die Entscheidung für ihren Ausbildungsberuf beeinflusste. Emily Stolze aus Gera-Steinbrücken lernt Chemielaborantin im Chemiewerk Bad Köstritz. Damals schon begegnete sie ihrer heutige Ausbilderin Susann Leppin im Labor für die Molekularsiebe. In zwei Monaten steht nun die theoretische Prüfung an. Mitte Januar die praktische. Dann sind die dreieinhalb Jahre Ausbildung Geschichte.

Emily Stolze lernt im Chemiewerk Bad Köstritz den Beruf der Chemielaborantin.
Emily Stolze lernt im Chemiewerk Bad Köstritz den Beruf der Chemielaborantin. © Peter Michaelis

Ihren Realschulabschuss absolvierte Emily Stolze an der Hans-Settegast-Schule in Bad Köstritz. Als sie sich nach der zehnten Klasse im Jahr 2015 bewerben wollte, wurde gerade kein Chemielaborant ausgebildet. In Leipzig und Jena versuchte sie es und entschloss sich eher notgedrungen für eine schulische Ausbildung zur chemisch-technischen Assistentin an der Göschwitzer Berufsschule. Die brach sie nach der Hälfte ab und startete 2016 doch in Köstritz.

„Durch die andere Ausbildung wusste ich, was auf mich zukam und so fiel mir das erste Lehrjahr leicht“, erzählt die heute 20-Jährige. „Aber“, sagt sie, „das, was wir in der Schule hatten, ist nicht die optimale Vorbereitung für den Ausbildungsberuf“. Das sehr genaue Arbeiten reizt sie vor allem. „Es macht mir Spaß, penibel zu sein“, sagt die junge Frau. Chemische Verbindungen zu analysieren und so ihre Bestandteile genau zu bestimmen, liegt ihr. „Ich will einfach wissen, was drin ist“. Der Umgang mit chemischen Formeln und Mathematik bestimmt ihren Alltag. Nein, träumen würde sie davon nicht, erklärt sie auf Nachfrage.

„Sie ist sehr zuverlässig, schnell aufnahmefähig und allein einsetzbar“, sagt Ausbilderin Susann Leppin über ihren Schützling. „Sie ist ein Goldkind – auf der persönlichen und fachlichen Ebene“, lobt sie.

Im Chemiewerk arbeiten heute 17 Laboranten, darunter drei Männer. Emily Stolze beschreibt die Arbeit als abwechslungsreich. Auch den Umgang mit hoch konzentrierten Stoffen meistert sie. „Dafür trage ich dann eine Schutzbrille und arbeite hinter Glas mit einer Absauganlage und je nach Gefährlichkeit sind die Schutzhandschuhe unterschiedlich stark und lang“, schildert sie. Berührungsängste kennt sie nicht. Weder mit Stoffen noch mit Kollegen. „Ich schätze es, von anderen lernen zu können“, sagt sie.

Die theoretische Ausbildung absolvierte sie in den ersten beiden Jahren vor allem in Leuna. Hinzu kamen Lehreinheiten im Ausbildungsverbund in Schkopau. Während der Ausbildung lernte sie ihren Freund kennen. „Er hat schon ausgelernt und arbeitet in Böhlen“, berichtet die junge Frau. Sie wolle in Bad Köstritz bleiben und würde sich auch gern weiterentwickeln.

Warum? „Ich bin hier groß geworden und kenne die Kollegen. Mein Arbeitsweg beträgt fünf Minuten. Der Ausbildungsbetrieb liegt quasi überm Berg“. Noch einen Grund nennt sie: „In der Region gibt es wenige Firmen, die gut bezahlen“. Empfehlen würde sie ihren Beruf jenen, „die sehr akribisch sind“.

Wenn die Prüfungen bestanden sind, will sie sich wieder mehr dem Reitsport widmen. Eines der Sportpferde von Familie Lüttich aus Stadtroda hat sie schon zu Thüringer Landesmeisterschaften geritten.

Chemielaborant/in

Voraussetzungen

Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Gute Noten in Chemie, Biologie, Physik und Mathematik werden erwartet. Mitbringen sollten Bewerber technisches Verständnis, Geschicklichkeit, eine gute Auge-Hand-Koordination sowie Beobachtungsgenauigkeit und Aufmerksamkeit.

Ausbildungsinhalte

In der Ausbildung wird erlernt, wie organische und anorganische Stoffe oder Produkte geprüft und chemische Prozesse untersucht werden. Zudem wird das Herstellen von Stoffgemischen vermittelt und das Entwickeln oder Optimieren von Syntheseverfahren von Präparaten. Bei der Analyse von Stoffen werden verschiedene chemische und physikalische Verfahren angewandt. Immunologische, diagnostische oder biotechnische Untersuchungen zählen auch zum Spektrum der Aufgaben. Erlernt wird, Messungen weitgehend selbstständig zu erledigen und die Versuchsabläufe zu protokollieren und am Computer auszuwerten. Geschult wird der Umgang mit gefährlichen Stoffen, Sicherheits-­, Gesundheits-­ und Umweltschutzvorschriften werden vermittelt.

Berufsschule

Staatliches Berufsbildendes Schulzentrum Jena-Göschwitz, Rudolstädter Straße 95, 07745 Jena

Ausbildungsdauer

42 Monate