Gera. Das Philharmonische Orchester Altenburg – Gera spielte bei zwei Konzerten im Saal des Geraer Theaters Brahms.

Es zum Auftakt in die neue Spielzeit allein bei einem Komponisten zu belassen, zeugt von Mut und gesundem Selbstbewusstsein. Auch oder gerade wenn der Mann Johannes Brahms heißt.

Seine fein gewebte, gern viele lange Takte füllende Musik will immer wieder neu erschlossen werden. Das ist dem Philharmonischen Orchester Altenburg – Gera unter seinem Chefdirigenten Laurent Wagner in dieser Woche bei den beiden Konzerten im Konzertsaal des Geraer Theaters zweifellos gelungen.

Dabei war eine bemerkenswerte Steigerung zu beobachten. Vor der Pause in Brahms’ erstem Klavierkonzert saß mit Bernd Glemser ein Mann am Flügel, der dem schwierigen Solopart solide Gestalt verlieh. Da war eine schöne Ausgewogenheit zwischen romantischem Aufbruch und klassischem Ebenmaß zu erleben. Die Philharmoniker wiederum zogen nach besten Kräften mit, klangen verführerisch schwer und dunkel und entfalteten auch eine angemessene bohrende Dynamik. Was manchmal fehlte, war der zwingende, selbstverständliche Fluss wie auch ein restlos harmonisches Miteinander der Register. Inwieweit die Partitur des jungen Brahms dafür eine gewisse Mitverantwortung trug, sei dahingestellt.

Im zweiten Stück des Abends, der weit später entstandenen ersten Sinfonie des Hamburgers, wurde so aus einem Guss, so bahnbrechend dramatisch, so aus vollem Herzen musiziert, dass man geneigt war zu sagen: So und nicht anders ist diese Musik aufzuführen. Dass dabei Forte und Fortissimo dominierten, das Leise und Moderate zeitweise einen schweren Stand hatte, änderte daran nichts. Es kommt auf die gewahrte Klangkultur an und die unmittelbare emotionale Bewegung, die ein Orchester und seinen Leiter erfüllt. Stimmen diese Dinge, ist alles erlaubt, ja, muss es am Ende so sein …